"Ahnenstätte" Seelenfeld - Völkische Ideologie an Rehburg-Loccums Stadtgrenze

Wie soll mit einem Ort umgegangen werden, der eng verwoben ist mit völkisch-nationaler Gesinnung? Darüber wurde in Petershagen jahrelang heftig diskutiert. Die sogenannte „Ahnenstätte“ Seelenfeld steht im Fokus. Zu deren Geschichte und Verbindungen in die rechtsextreme Szene bis heute werden die Historiker Thomas Lange und Karsten Wilke in der Romantik Bad Rehburg am Dienstag, 5. März, 19.30 Uhr, referieren.

Niemand bestreitet, dass die „Ahnenstätte“ ein idyllischer Ort ist. Nahezu auf der Grenze zwischen Petershagen und Rehburg- Loccum gelegen, erweckt das von Kiefern bestandene Grundstück auf Besucher einen friedlichen, harmlosen Eindruck. Wege schlängeln sich über das Gelände, rechts und links von Grabsteinen gesäumt. Beim Blick auf diese Steine hört die Idylle allerdings auf: „Sippe“ – ein Wort, das seine besondere Prägung im völkischen und nationalsozialistischen Gedankengut bekommen hat, ist auf vielen der Steine zu lesen. Die Totenkammer, die sich in einen Erdhügel schmiegt, ist von einem Deutschvolk-Adler „gekrönt“.

Diese eigentlich unübersehbaren Details blendete die Stadt Petershagen lange Jahre aus, vielmehr wurde der „idyllische Ort“ sogar als kleines touristisches Highlight propagiert.

Die „Ahnenstätte“ hat ihren Ursprung im Tannenbergbund, einer Vereinigung, die auf Erich Ludendorff, hochrangiger General im Ersten Weltkrieg, und seine Frau Mathilde zurückgeht. Der Tannenbergbund war völkisch geprägt und vertrat sowohl WG: Einladung zum Vortrag ü ber die "Ahnenstätte" Seelenfeld 1 von 4 21.02.2024, 11:19 Plakat Ahnenstätte 2024.jpg rassistische und antisemitische wie auch antichristliche Ansichten. Wenige Zeit nach einem Besuch des Ehepaars in Seelenfeld Ende der 1920er-Jahre wurde von Anhängern aus der Umgebung ein Grundstück erworben, das zum Begräbnisort für diejenigen wurde, die sich dem Tannenbergbund zugehörig fühlten. Auf der „Ahnenstätte“ wird noch heute beerdigt, dem Verein wird nach wie vor zugeschrieben, der völkischen Ideologie anzuhängen beziehungsweise nahezustehen.

Aufmerksamer wurde die Öffentlichkeit auf diesen nichtchristlichen, vorgeblich germanischen und ideologisch hoch aufgeladenen Begräbnisort erst, als bei einem Mitgliedertreffen des Trägervereins der „Ahnenstätte“ ein rechtsextremer Aktivist ausgemacht wurde. Daraufhin sah sich die Stadt Petershagen veranlasst, zwei Historiker mit der Aufarbeitung von Geschichte und Gegenwart der Anlage zu beauftragen: Thomas Lange und Karsten Wilke, die in der Romantik Bad Rehburg und auf unsere Einladung die Ergebnisse ihrer Recherchen vorstellen werden.

Der Eintritt zu dem Vortrag ist kostenlos.

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