Fels

Wie arbeitet Erinnerung?
Lesung mit Kolja Mensing (Deutschlandradio Kultur, Berlin)

Ausgehend vom Schicksal des jüdischen Euthanasie-Opfers Albert Fels, führt Kolja Mensing in seinem Familienroman „Fels“ grausame NS-Geschichte und private Erinnerungen seiner Großmutter zusammen. Ihr damaliges Lieblingslied bringt ihn zu einer überraschenden Erkenntnis.

Zu Lesung und Gespräch begüßen wir Kolja Mensing, Buchautor und Literaturredakteur beim Deutschlandradio Kultur in Berlin.

Die Frage "Wie arbeitet Erinnerung?" steht im Zentrum von Kolja Mensings Buch „Fels“. Der 170-Seiten- Text des Autors und Literaturkritikers ist der ebenso eindrucksvolle wie bedrückende Bericht über den Versuch, Leben und Tod des in Vergessenheit geratenen jüdischen Viehhändlers „Onkel Fels“ zu rekonstruieren. Es beginnt im Frühjahr 1940. Eine dreizehnjährige Schülerin und ein Wehrmachtssoldat tauschen Briefe. Sie verlieben sich ineinander, und drei Jahre später – am Heiligabend 1943 – verloben sie sich in aller Heimlichkeit. Die Erinnerungen an diese Zeit werden sie ihr ganzes Leben begleiten, und Kolja Mensing hat die romantische Geschichte von der Verlobung seiner Großeltern schon oft gehört. Als seine Großmutter ins Krankenhaus kommt, lässt er sie sich trotzdem noch einmal erzählen, und diesmal erwähnt seine Großmutter auch jenen Albert Fels, der während ihrer Kindheit gleich nebenan im Haus ihres Onkels lebt. Zu Beginn des Krieges wird er in eine Heil- und Pflegeanstalt eingewiesen und kehrt nie wieder zurück in das kleine Dorf im Norden Deutschlands. Man weiß ja, was damals passiert ist, sagt die Großmutter, und damit fallen die dunklen Schatten der Euthanasie und des Holocaust auch auf die Geschichte von der großen Liebe ihres Lebens. Doch als Kolja Mensing versucht, mehr über das Schicksal des jüdischen Viehhändlers in Erfahrung zu bringen, wird es kompliziert: Welchen Platz nimmt Albert Fels in den Erinnerungen der Familie ein? Und: Wie ist er tatsächlich ums Leben gekommen? Ein Buch über Familiengeschichten – und über Macht, die die Erinnerungen anderer Menschen über uns haben.

Eintritt frei, Spenden erbeten.

Ehemalige Synagoge (Schulstraße 7 / Gasse zur alten Synagoge, 31655 Stadthagen)
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