Die Hafen- und Hansestadt Stettin: so nah und doch so fremd

Kurz-Studienreise nach Szczecin
In Zusammenarbeit mit Hartmut Ziesing > Bildungs- und Studienreisen

„So nah und doch so fremd“ – so schreibt der Berliner Journalist Uwe Rada über die kaum mehr als 100 km von Berlin entfernte Stadt Stettin. Doch schon der Umstand, dass der heutige polnische Name Szczecin für die meisten deutschen Zungen fast unaussprechbar ist, versinnbildlicht, wie weit die 420.000 Einwohner-Stadt heute in die Ferne gerückt ist. Eine Ferne, die für beide Länder gilt: Der einstige „Hafen von Berlin“ ist in Deutschland heute fast vergessen. Und von Warschau aus betrachtet, ist Stettin eine fast inexistente Stadt am Rande, die seit 1945 ein unsicheres Schattendasein führte, wie die Journalistin Roswitha Schieb in der NZZ vor einigen Jahren schrieb. Krakau hat den Wawel, Breslau hat das Rathaus und Stettin hat Pech – so ein polnischer Städtevergleich.

Wer bei dieser Reise dabei ist, hat jedoch das Glück, sich von dieser Stadt ein eigenes Bild zu machen, das überrascht: Die deutsche Vergangenheit ist längst nicht mehr tabuisiert, die Neorenaissance-Anlage der Hakenterasse, benannt nach dem bedeutendsten Stettiner Oberbürgermeister Hermann Haken, kann man auch wieder als solche bezeichnen, obwohl sie seit 1945 Waly Chrobrego hießen. Viele Spuren der deutschen Stadt finden wir an allen Ecken und Enden – natürlich auch auf dem Hauptfriedhof Stettin, dem drittgrößten Friedhof in Europa – eine Parkanlage von großer Schönheit und kulturellem Erbe. Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945, die Stadt war vielerorts stark zerstört, und dem Abriß der verbliebenen Ruinen – das Baumaterial wurde nach Warschau zum Aufbau der polnischen Hauptstadt gebracht – wurden hier Menschen aus Zentral- und Ostpolen, zunächst auch polnischen Juden, Ukrainer und Remigranten aus Frankreich und Deutschland angesiedelt.

Unbekannt ist auch, dass die Arbeiterunruhen 1970/71 und vor allem 1980, aus der die Solidarnosc hervorging, zuerst in Stettin begannen. Damit beschäftigen wir uns beim Besuch des „Zentrum der Umbrüche“ und bei einem thematischen Rundgang. Bei dieser Reise erleben wir gleichzeitig die traditionsreiche Hafenstadt im Wandel: Die preisgekrönte Philharmonie von 2014 der Architekten Veiga und Barozzi aus Barcelonaist das sichtbarste Symbol dafür. Doch Stettin schaut weit nach vorne: Szczecin Floating Gardens 2050 heißt das Zukunftsprojekt: Eine urbanistische Vision, bei der sich Szczecin dem Wasser und der Ökologie zuwenden und die Vorzüge einer Metropole und eines lebenswerten Ortes vereinen möchte.

Reisebeschreibung von Hartmut Ziesing, Reiseveranstalter für die Reise des Fördervereins Ehemalige Synagoge Stadthagen.

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