Kinder – Minderheit ohne Schutz

In der Theorie finden die meisten Menschen Kinder schützenswert. Wer allerdings schon einmal mit dem Nachwuchs in der Schlange einer Bäckerfiliale stand, wo letzterer seiner Ungeduld dann lauthals Luft machte, der wird angesichts der nicht unwahrscheinlichen wirschen Reaktion eines Rentners in der Bäckerei-Schlange schnell daran erinnert, dass Deutschland nicht per se ein kinderfreundliches Land ist.

Die kinderfeindliche Gesellschaft ist auch das zentrale Thema des Buches „Kinder – Minderheit ohne Schutz“, das die drei Sozialwissenschaftler Aladin El-Mafaalani, Sebastian Kurtenbach und K.P. Strohmeier jüngst veröffentlicht haben. In ihrer realitätsbezogenen Studie gelangen sie zu der provokanten These: „Die alternde Gesellschaft ist weder kindgerecht noch ist sie gerecht zu Kindern, eine Beschränkung des Blickes auf Altersdiskriminierung verkenne die zunehmend Hochproblematisch werdende Lage der Jüngsten und derer Eltern.“

Ohne einem angeblichen Generationenkrieg das Wort zu reden, nehmen die drei Autoren konsequent die Perspektive der Kinder und ihrer Eltern ein und sind bemüht, gerade erstere aus ihrer Position als Außenseiter ins Zentrum zu rücken und konkrete Vorschläge zu unterbreiten, die die Lage mittelfristig verbessern helfen.
Hierzu zählt für sie beispielsweise neben mehr Unterstützung für Kitas, Schulen und Familien ein Kulturwandel in den Bildungseinrichtungen. Die Gesellschaft, so der Tenor, müsse an die Kinder angepasst werden, statt immer nur zu verlangen, dass sich die Kinder der Gesellschaft anpassen, wie die Erwachsenen diese verstehen. Eine 40-Stunden-Woche in Kita und Schule sei jedenfalls für das Wohl der Kinder nicht das letzte Wort.

Auf Einladung der GEW Schaumburg wird der Ko-Autor der Studie Sebastian Kurtenbach (Fachhochschule Münster) am Donnerstag, den 22. Mai um 19.30 Uhr in der ehemaligen Synagoge zu Gast sein, um die Essenz der Studie mitsamt ihrer Schlussfolgerungen für eine künftige Praxis in gebündelter Form prägnant vorzustellen.
Unter dem Titel „Aufwachsen in der alternden Gesellschaft – Was heißt das für den Erziehungs- und Schulbereich?“ wird er dabei schwerpunktmäßig speziell auf Vorschläge für die Bereiche Kita und Schulen eingehen und aufzuzeigen versuchen, welche strukturellen Mängel in der Ausbildung des Personals und der Qualität der Betreuung zu registrieren sind in einer Zeit, in der das Leben an der Schule nicht länger ausschließlich der Ausbildung und Bildung dient. Mittlerweile müsse es vielmehr einen großen Teil des Familienlebens ersetzen, was es beim Ausbau der Ganztagsschulen zu berücksichtigen gelte.

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