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Besuch in der Synagoge

Die Daten und Informationen in unserer Infostation (Datenbank zu Verfolgten in Schaumburg) haben manchmal persönliche Folgen. So meldeten sich bei uns die Enkel von Berta und Christian Gellermann.

Von links: Jürgen Lingner, Karin Plöger, Horst und Thomas Gellermann

Vor kurzem besuchten uns Horst und Thomas Gellermann in der Synagoge. Sie sind Enkel von Berta und Christian Gellermann. Berta, eine Jüdin, und Christian, ein Christ, wohnten in der Loccumer Straße 26. Berta wurde 1942 zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt, weil sie den Zusatznamen Sara nicht angegeben hatte. Mehrfach sollte sie in ein KZ deportiert werden, wegen Krankheit und Transportunfähigkeit blieb sie verschont und überlebte den Holocaust. Christian war wegen angeblicher staatsfeindlicher Äußerungen zu 6 Monaten Haft verurteilt worden.

Horst Gellermann berichtete uns, Karin Plöger, Werner Peter und Jürgen Lingner, dass er bei der Suche nach Vorfahren auf die Infostation unserer Internetseite gestoßen sei, auf der das Schicksal von Berta dargestellt ist.

Nachdem wir die Besucher über Arbeit des Fördervereins ehemalige Synagoge informiert hatten, erhielten wir Informationen und Dokumente, die uns bisher unbekannt waren. So wurde erstmals bekannt, dass Berta und Christian außer den vier Söhnen Hermann, Willy, Ludwig und Helmut weitere Kinder hatten, die frühzeitig verstorben waren. Hermann verließ Deutschland 1937 und ist 1944 in Ägypten verstorben. Willy konnte sich während der NS-Zeit durch häufigen Aufenthaltswechsel der Verhaftung entziehen. Er war der Vater von Horst und Thomas und wohnte mit seiner Frau Theresia Am Sonnenbrink 10. Ludwig und Helmut waren als „Halbjuden“ mehrfach verhaftet worden; 1944 wurden sie zum Arbeitseinsatz nach Bielefeld und in das KZ Buchenwald deportiert.

Interessant war ein Dokument, das bisher nicht richtig berücksichtigt worden war. Danach hat Wilhelm Bültemeier 1949 in einer eidesstattlichen Versicherung angegeben, er habe als Sachbearbeiter der Kreispolizeibehörde entgegen der ausdrücklichen Anordnung der Gestapo den Abtransport von Berta Gellermann in das KZ Theresienstadt verhindert. Das muss in unserer Infostation bei der Biografie von Berta noch ergänzt werden.

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