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Bundesverdienstkreuz für Jürgen Lingner

Am 18. November wurde in einem kleinen festlichen Akt unserm Vereinsmitglied, Mitgründer und Initiator Juergen Lingner das Bundesverdienstkreuz verliehen. Wir dokumentieren die Begründung und die Würdigung in den Schaumburger Nachrichten.

Verleihung des Bundesverdienstkreuzes

Wir geben hier die Begründung für die Ordensverleihung durch den Bundespräsidenten wieder:

Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
an Herrn Jürgen Lingner, geb. 1942, Am Schleplingsbach, 31655 Stadthagen

Herr Lingner engagiert sich seit vielen Jahren, in vielfältiger und herausragender Form ehrenamtlich im Bereich der Erinnerungskultur, vor allem im Zusammenhang mit der ehemaligen Synagoge Stadthagen.

Schon während seiner Berufstätigkeit als pädagogischer Mitarbeiter und stellvertretender Direktor der Kreisvolkshochschule Schaumburg engagierte sich Herr Lingner für die regionale Erinnerungskultur: Weil eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus vor Ort bis dahin nicht stattgefunden hatte, sorgte er 1983, aus Anlass des 50. Jahrestages der nationalsozialistischen „Machtergreifung" dafür, dass jüngere Historiker Volkshochschulkurse zum Thema durchführten, die im Eigenverlag der Volkshochschule zu den ersten Publikationen zum Thema führten.

Seit 2007 engagiert sich Herr Lingner in herausragender ehrenamtlicher Weise im Zusammenhang mit der ehemaligen Synagoge Stadthagen. Nicht zuletzt als Ausdruck der besonderen Verantwortung der Stadt für ihre einstigen jüdischen Bürger übernahm damals der Bürgermeister der Kreisstadt Stadthagen den Vereinsvorsitz. Herr Lingner war von 2008 bis 2019 1. Stellvertretender Vorsitzender des Vereins und ein ganz starker Motor der Aktivitäten. Es war nicht zuletzt das große Engagement Herrn Lingners, das mit dazu beigetragen hat, dass die ehemalige Synagoge von Stadthagen zu einem bedeutenden Erinnerungs- und Lernort geworden ist.

Herr Lingner hat sich am Konzeptionsprozess sowie an der Erarbeitung der historischen Inhalte maßgeblich beteiligt. 2017 wurde die Einrichtung vom Niedersächsischen Ministerpräsidenten Weil und unter Beteiligung der jüdischen Gemeinden eröffnet. Seither wird dort an jüdisches Leben, die NS-Herrschaft und ihre Opfer in Schaumburg erinnert und dort finden heute Veranstaltungen der historisch-politischen Bildung zur Stärkung von Demokratie und Menschenrechten statt. Bei Lesungen und Vorträgen waren etwa herausragende Persönlichkeiten wie Joachim Gauck, Claude Lanzmann und Charlotte Knobloch zu Gast.

Herr Lingner sorgte auch dafür, dass der Künstler Gunter Demnig zwischen 2012 und 2015 in Stadthagen bislang 55 Stolpersteine verlegt hat, die an die Verfolgten des Nationalsozialismus erinnern, vor allem an die vertriebenen und ermordeten Juden der Stadt.

Herr Lingner engagiert sich aber nicht nur für die Erinnerungskultur. In sehr vielfältiger Weise setzt er sich für den sozialen Zusammenhalt ein. Als seine Heimatstadt 2006 einen "Leitbild"-Prozess startete, der im Zusammenwirken von Bürgerschaft, Politik, Verwaltung und Wirtschaft neue Ideen zur Verbesserung der Lebensqualität in der Kreisstadt erarbeitete, gehörte er von Beginn an zu den Aktiven.

Auch um die Integration von Migranten und Geflüchteten hat sich Herr Lingner verdient gemacht. So ist er der Vorsitzende des Integrationsbeirates Stadthagen, einem 2006 vom Rat der Stadt gegründetem Gremium, in dem sich Vertreter von Migranten-Organisationen und Mehrheitsgesellschaft zusammenfinden, um sich für ein interkulturelles Zusammenleben einzusetzen.

Er war auch Initiator und Vorsitzender der Projektleitungsgruppe „Umsonst-Laden", der im Jahr 2007 eröffnete wurde und soziale, ökologische und kommunikative Aspekte verbindet. Hier sind rund 20 Ehrenamtliche aktiv. Der Umsonst-Laden besteht bis heute und hat mehr als 100.000 Euro an Spendengeldern gesammelt. Herr Lingner ist das Musterbeispiel eines engagierten Bürgers, der tatkräftig die Initiative ergreift, eigene Ideen entwickelt, sie zum Erfolg führt und sich so uneigennützig für das Wohl der Allgemeinheit einsetzt.

Bisherige Ehrungen: • 2015 Ehrung mit der „Silbernen Stadtmedaille" der Stadt Stadthagen

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