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Eine Mütze - eine Schenkung für die ehemalige Synagoge

Eine Mütze als Erinnerung an Auschwitz

Förderverein ehemalige Synagoge erhält persönliche Utensilien des Häftlings 23053 als Schenkung

VON VOLKMAR HEUER-STRATHMANN / SCHAUMBURGER NACHRICHTEN

Tadeusz Sobolewicz ist 1995 in Lindhorst in der Magister-Nothold-Schule zu Gast gewesen. Als Geschichtslehrerin hatte Frauke Krüger den ehemaligen KZ-Häftling als Zeitzeugen in den 10. Jahrgang eingeladen. Sie erinnert sich noch heute als Pensionärin, welche Wirkung es auf die Schüler hatte, als der ehemalige Häftling seine Mütze in den Händen hielt und ein wenig unruhig damit hantierte, während er erzählte. Nun ist die Mütze durch Schenkung in das Eigentum des Fördervereins ehemalige Synagoge Stadthagen übergegangen. Frauke Krüger entsprach damit einem Wunsch ihres im Oktober verstorbenen Lebensgefährten Kurt Rosemeier. Ihm waren neben der denkwürdigen Mütze zwei Armbinden aus einem Getto und ein Ehrenzeichen aus der Nachkriegszeit als politischer Häftling von dem polnischen Freund vermacht worden.

Rosemeier hatte lange Zeit die Lebenswege von geflohenen Häftlingen erforscht. Die Ergebnisse wurden von ihm 1996 in dem Buch „Fluchten aus Auschwitz" dokumentiert. Dabei kommt Sobolewicz allerdings nur am Rande vor. In der Synagoge sollen die Objekte, so Andreas Kraus als Vorsitzender des Fördervereins, in einer kleinen Vitrine gezeigt werden, um am Beispiel eines politischen Häftlings polnischer Nationalität auch auf diesen Bereich der NS-Herrschaft nach dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 hinzuweisen. Der Besuch einer Stadthäger Gruppe im Pilecki-Institut in Berlin hatte 2020 die Aufmerksamkeit besonders auf den polnischen Widerstand gelenkt (wir berichteten).

Tadeusz Sobolewicz, der 2025 seinen 100. Geburtstag gehabt hätte, verstarb 2015 in Krakau. Dort war auch eine Gruppe vom Stadthäger Ratsgymnasium vor einigen Jahren mit ihm zusammengetroffen. In Auschwitz hatte der Aktivist die Häftlingsnummer 23053. Sie war eintätowiert und blieb in diesem Fall ein Überlebenszeichen. Der Weg durch verschiedene Konzentrations- und Arbeitslager endete im April 1943 mit einen „Todesmarsch" unweit vor Regensburg. Der ebenfalls in Widerstand aktive Vater kam in Auschwitz zu Tode, der Sohn überlebte die Torturen. Später zeigte er sich im Verlauf seiner Karriere als Schauspieler sogar in der Lage, in dem Film „Der Triumph des Geistes" einen deutschen SS-Obersturmbannführer zu spielen.

Nun bieten die Requisiten Anlass, diesem Leben und Leiden, aber auch der Widerstandskraft näher nachzugehen. Eine kleine Thora aus der jüdischen Familie Lion ist dem Verein bereits vor ein paar Jahren geschenkt worden. Kraus wies anlässlich der jüngsten Schenkung darauf hin, dass man sich freuen würde, wenn auch andere kleine Erinnerungsstücke aus der NS-Zeit der Gedenk- und Bildungsstätte von Menschen aus dem Landkreis Schaumburg zur Verfügung gestellt werden würden, womöglich als Leihgabe.

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