Exkursion zum „Dokumentations- und Lernort Bückeberg“
Am 27. April zum Bückeberg
Die beiden GEW-Kreisverbände Schaumburg und Hameln-Pyrmont nutzten im April in Kooperation mit dem Verein ehemalige Synagoge Stadthagen e.V. die Möglichkeit, im Rahmen einer Führung sich ausführlich informieren zu lassen über die Entstehungsgeschichte, die Zielsetzung und öffentliche Rezeption des Projekts.
Von 1933 bis 1937 veranstalteten die Nationalsozialisten unter der organisatorischen Leitung von Propagandaminister Goebbels alljährlich das sogenannte Reichserntedankfest auf dem Bückeberg in Emmerthal bei Hameln. Es gehörte zu den größten Massenveranstaltungen in der NS-Zeit und war gezielt konzipiert und inszeniert als Volksfest einer angeblich harmonischen Volksgemeinschaft, womit es in der Zeit vor Kriegsbeginn einen Kontrapunkt bildete zu den Konzentrationslagern und anderen Orten der politischen Unterdrückung.
Auf maßgebliches Betreiben des Historikers und GEW-Mitglieds Bernhard Gelderblom wurde nach jahrelanger Vorbereitung und Überzeugungsarbeit im November 2021 ein Dokumentations- und Lernort auf dem ehemaligen Veranstaltungsgelände eröffnet. Dieser präsentiert eine Dauerausstellung, die mit Hilfe zahlreicher geschickt über die Fläche verteilter Informationsinseln verschiedene Aspekte der „Reichserntedankfeste“ erklärt.
Eindrucksvoll vermitteln sie einen Eindruck vom gewollten Verführungspotential der Massenveranstaltung. Die beiden GEW-Kreisverbände Schaumburg und Hameln-Pyrmont nutzten im April in Kooperation mit dem Verein ehemalige Synagoge Stadthagen e.V. die Möglichkeit, im Rahmen einer Führung sich ausführlich informieren zu lassen über die Entstehungsgeschichte, die Zielsetzung und öffentliche Rezeption des Projekts.
Deutlich wird bei Betrachtung des zusammengetragenen Informationsmaterials, so die beiden Sachexperten – Geschäftsführer Alexander Remmel und Bernhard Gelderblom - , dass die Veranstaltung stets dazu diente, die NS-Volksgemeinschaft zu inszenieren, die Spaltung der Gesellschaft voranzutreiben und die Deutschen auf den Krieg vorzubereiten. Dazu fanden am Rande des Geländes stets aufwendig inszenierte Militärübungen statt, die die kommende militärische Gewalt und Zerstörung konkret vorwegnahmen und einen Gewöhnungseffekt bei den Anwesenden erzeugen sollten.
Die Begehung des abfallenden Geländes eröffnet stets neue Perspektiven auf den Berg und die ihn umgebende Landschaft. Von der Aussichtsplattform am bis zu zehn Meter hohen Osthang wird erkennbar, wie das Gelände sorgfältig präpariert und angelegt wurde für seine Zielbestimmung.
Bernhard Gelderblom betonte, dass die Gestaltung der Gedenkstätte noch nicht vollkommen sei, für weitere Maßnahmen jedoch noch die notwendigen Geldmittel eingetrieben werden müssten. Geplant sind z.B. über das Gelände verteilte Sitzbänke, um Gelegenheit zur Reflexion während des Rundgangs zu bieten. Zudem ist ein Gebäude angedacht, in dem die Mitarbeiter sich mit Besuchern treffen können und das sich für verwaltungstechnische Dinge eignet. Kurzum, das beeindruckende Projekt hat noch nicht seine vollkommene Form erreicht, wird jedoch laut Auskunft der beiden Experten erfreulicherweise bereits positiv angenommen, nicht zuletzt auch von der Bevölkerung in der näheren Umgebung, die sich zu Beginn des Unternehmens teilweise besorgt geäußert hatte über mögliche negative Auswirkungen der neuen Gestaltung des Geländes.
Für einen Besuch sollten man gut drei Stunden und passende Kleidung (Schuhwerk!) einplanen. Verdiente Erholung bietet anschließend ein Abstecher ins benachbarte Hameln, zu der sich unsere Gruppe denn auch anschließend zum gemeinsamen Mittagessen aufmachte.
Weitere Informationen:
WIKIPEDIA zu Reichserntedankfest: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichserntedankfest
WIKIPEDIA zu Reichserntedankfestgelände: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichserntedankfestgel%C3%A4nde
Dokumentations- und Lernort: https://bueckeberg-ggmbh.de/