Gerechtigkeit ist Grundlage des Friedens
Die SCHAUMBURGER NACHRICHTEN berichten über die Veranstaltung verschiedener Religionsgemeinschaften am 30. Oktober, dem Vorabend des Reformationstages, in der St. Martini - Kirche in Stadthagen.
Beteiligt waren Mitglieder der christlichen Gemeinden im Landkreis, der muslimischen, der alevitischen, der jesidischen und der jüdischen Gemeinden sowie der Bahai. Die Interreligiöse Begegnung fand zum achten Mal statt. Eingeladen hatten die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe, die Martini-Gemeinde und der Landrat.
Die SCHAUMBURGER NACHRICHTEN berichten:
"Gerechtigkeit ist Grundlage des Friedens"
Interreligiöse Begegnung: Gespräche und Speiseangebote in der Martini-Kirche führen Besucher zusammen
VON VERA SKAMIRA
STADTHAGEN. Ein Vortrag zum Thema Gerechtigkeit, Friedens- und Segenswünsche, Musik sowie vor allem Gespräche und Speisen an Info-Ständen verschiedener Religionsgemeinschaften: Am Vorabend des Reformationstages haben sich Mitglieder der christlichen Gemeinden im Landkreis, der muslimischen, der alevitischen, der jesidischen und der jüdischen Gemeinden sowie der Bahai in der Martini-Kirche getroffen. Die Interreligiöse Begegnung fand zum achten Mal statt. Eingeladen hatten die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe, die Martini-Gemeinde und der Landrat.
Zum diesjährigen Begegnungsthema Gerechtigkeit führte Landesbischof Oliver Schuegraf Wortkombinationen aus dem 85. Psalm an. Göttliche Hilfe sei da, „wo Gnade und Wahrheit sich begegnen, Gerechtigkeit und Frieden sich küssen". Dies sei ein starkes Bild in Zeiten von gespaltenen Gesellschaften. Wichtig für Gemeinschaften seien Wahrheit, Ehrlichkeit und Klarheit - was aber auch Verletzlichkeit bedeute. Darum sei ein gnädiger Umgang miteinander wichtig. Ohne Mitgefühl, Annahme und Vergebungsbereitschaft könne ein gesundes Miteinander nicht wachsen. Ohne Wahrheit wiederum „wäre Gnade schnell oberflächlich".
Hamideh Mohagheghi, Islam- und Religionswissenschaftlerin am Haus der Religionen Hannover, zeigte in einem Referat auf, dass Gerechtigkeit bereits in der Antike als Grundnorm des menschlichen Zusammenlebens galt, als Kardinaltugend, als innere Einstellung, die immer in Bezug zu anderen zu denken sei.
Das heutige Verständnis von Gerechtigkeit sei abhängig von religiösen Weltanschauungen sowie von politischen und gesellschaftlichen Strukturen und vom Konsens der Menschen, die zusammenleben, in jedem Fall aber „wichtig für das Zusammenleben und eine Grundlage des Friedens". Gerechtigkeit bezeichnete die Wissenschaftlerin als „Konzept und Ziel des Lebens." Dabei spiele auch die soziale Gerechtigkeit eine wichtige Rolle.
Was in letzter Konsequenz gerecht sei, könne sie nicht mit einem Satz sagen. Sie könne aber an einem Beispiel sagen, was ungerecht ist. Wenn man heute auf die Welt schaue, wie viele Menschen täglich sterben an Hunger und Not und man auf der anderen Seite sehe, was für Gelder ausgegeben werden, um Waffen zu produzieren, um Menschen umzubringen: „Das ist für mich ungerecht nach meinem Verständnis."
Ein Beispiel, was für sie aktuell Gerechtigkeit bedeutet, formulierte die jüdische Gemeinde auf einer Pin-Wand. hinter ihrem Stand: „Alle Geiseln freizulassen!" Dies bezieht sich auf die Entführung von mehr als 200 Menschen zumeist israelischer Staatsangehörigkeit am 7. Oktober 2023 durch die Organisation Hamas.
SCHAUMBURGER NACHRICHTEN, 1.11.24