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"Geschichte begreifen – für die Zukunft handeln."

Gedenkstättenarbeit muss sich aktuellen Herausforderungen stellen. In einem Artikel aus 2021 (2021 Reflexionen / Jahresmagazin der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Seite 6 ff) skizziert Jens-Christian Wagner die Veränderungen und die Herausforderungen. Ein lesenswerter Beitrag und deshalb dokumentieren wir ihn an dieser Stelle.

VON JENS-CHRISTIAN WAGNER

Aus: 2021 Reflexionen / Jahresmagazin der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Seite 6 ff

Wagner, Leiter der Gedenkstättenstiftung Buchenwald und Mittelbau-Dora, beschreibt die Ausgangsprobleme so:

"2020/21 agieren die Gedenkstätten in einem vierfachen Transformationsprozess:

Zum einen ist mittlerweile das seit den 1990er-Jahren angekündigte Ende der Zeitzeugenschaft nun wirklich gekommen: Es gibt kaum noch jemanden, der als Zeuge über die Verbrechen berichten kann. Auch für die Adressaten dieser Berichte, jugendliche Gedenkstättenbesucherinnen und -besucher, rückt die Zeit des Nationalsozialismus immer weiter weg. Sie erleben den oftmals vorgetragenen Appell, sich an etwas „erinnern“ zu sollen, was selbst ihre Großeltern nicht mehr unmittelbar erlebt haben, als moralisch aufgeladene Überforderung. Man sieht förmlich den erhobenen Zeigefinger: „Erinnert Euch!“

Zweitens hat sich seit einigen Jahren das politische Klima in Deutschland und Europa mit dem Erstarken rechtsextremer und rechtspopulistischer Parteien deutlich geändert. Gedenkstätten sind zunehmendem Geschichtsrevisionismus ausgesetzt — eine Herausforderung, auf die sie reagieren müssen.

Drittens verändert die Digitalisierung die Wissensaneignung und die Meinungsbildung in der Gesellschaft radikal. Auch das erfordert neue Bildungs- konzepte und -formate.

Viertens leben wir in einer Migrationsgesellschaft. Viele Besucher:innen von Gedenkstätten haben keinerlei persönlichen oder familiären Bezug zur NS-Zeit oder zur DDR, sehr wohl aber eine Verfolgungserfahrung in anderen Ländern. Um erfolgreich arbeiten zu können, werden sich Gedenkstätten auch mit anderen Gesellschafts- und Regimeverbrechen auseinanderzusetzen haben, ohne deutsche Verbrechen insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus zu relativieren und ihre Opfer zu instrumentalisieren."

Den vollständigen Text können Sie hier zum Lesen herunterladen:

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2023-09-19 beitrag j-c wagner Reflexionen_4.pdf (83,7 KiB)

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