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ISRAEL - Reaktionen

An vielen Stellen reagieren Institutionen, Gruppen und Bürger auf den Konflikt mit der Hamas. Hier dokumentieren wir einige Beiträge. Sie sind nicht nur als Information gedacht, sondern können auch Material für Unterricht und Diskussion sein.

Terrorangriff der Hamas auf Israel - Reaktionen und Positionen

Die Beiträge stammen aus den unterschiedlichsten Quellen. Beiträge aus Israel stammen zu einem großen Anteil aus einer WhatsApp-Gruppe Israel at war - daily updates.

Berichterstattung / Beiträge

Die Beiträge sind zum Teil in zeitlich absteigender Reihenfolge sortiert. Die neuesten Beiträge stehen ganz oben. In einigen Themenfeldern haben wir aber auch nach inhaltlichen Fragestellungen geordnet. Wir dokumentieren hier Hinweise auf Texte, persönliche Beiträge, Veröffentlichungen der IDF und auch mal Videos. Das Material kann vielleicht als Grundlage für Diskussionen und die Klärung der gegensätzlichen Positionen und Einschätzungen dienen.

Zur Klarheit sei hier vielleicht noch einmal gesagt: Wir stehen entschieden auf der Seite Israels. Auch der jetzige Angriff auf die Hamas und den Gaza-Streifen ist gerechtfertigt und geradezu unvermeidbar. Wir schauen aber mehr in die Zukunft. Wenn die Hamas militärisch besiegt ist - wie geht es dann weiter? Wie wird der Teufelskreis der gegenseitigen Beschuldigungen und des Aufrechnens zwischen Israel und den Palästinensern überwunden? Wie kann ein Nebeneinander oder gar ein miteinander Leben mit dieser Geschichte und den gegenseitigen Gewalterfahrungen möglich sein - kann es? Diese Haltung beeinflusst sicher auch die Auswahl der hier gelisteten Beiträge.

Wir ergänzen diese Sammlung laufend.

NAHER OSTEN/NORDAFRIKA 06.02.2024 | Lidia Averbukh

Verhärtete Fronten

In der Debatte um Israel und Palästina dominiert gefährliches Schwarz-Weiß-Denken. Arabische Israelis machen vor, wie eine Annäherung gelingen kann.

Mit dem gegenwärtigen Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen zeigt sich erneut, wie polarisiert die Debatte zum Nahostkonflikt geworden ist. Vor allem in den sozialen Netzwerken zeigen sich zwei Lager, die die binäre Logik der Debatte auf die Spitze treiben. Wie bei einem Fußballspiel entscheiden sich die Teilnehmer für eine Seite. Die Begriffe „pro-israelisch" und „pro-palästinensisch" beschreiben hier eine Zugehörigkeit zu Mannschaften, die sich eigener Symboliken wie Fahnen, Schals und Slogans bedienen. Für Positionen dazwischen gibt es kaum Raum.

Die Lagerbildung im Nahostkonflikt ist nicht neu, doch scheint sie diesmal besonders ausgeprägt zu sein. Sie wird zusätzlich befeuert durch den Vertrauensverlust mit Blick auf Quellen, die bislang als vertrauenswürdig eingestuft wurden, sodass auch das Heranziehen von Daten und Zahlen zunehmend zu einer Glaubensfrage wird.

Während es bei früheren Eskalationen eine Übereinstimmung über die Zahl der Toten und Verletzten gab, entbrannte diesmal eine Diskussion darüber, inwieweit den Zahlen der UN zu trauen sei, da sie die Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums in Gaza übernehmen und von pro-israelischen Akteuren als grundsätzlich antiisraelisch gesehen werden. Die andere Seite betont dagegen, dass die von der Hamas und der UN herausgegebenen Zahlen sich auch bei den früheren Eskalationen als korrekt erwiesen haben.

Die Einschätzung über die Verlässlichkeit von Quellen wird diesmal durch die Verbreitung von Fakes zusätzlich erschwert. Nicht nur die Hamas, sondern auch offizielle israelische Quellen fielen durch mehrere Falschmeldungen auf. Die faktische Unklarheit vergrößert die Polarisierung, da sich auch für diejenigen, die sich um Objektivität und Sorgfalt bemühen, immer häufiger die Frage stellt, welcher Seite man eher glaubt.

Und manchmal übertrumpft der Glaube die Fakten selbst. So verhält es sich in Bezug auf UNRWA, die Unterorganisation der UN, die für palästinensische Flüchtlinge unter anderem im Gazastreifen zuständig ist. Ob man deren Angaben zu verbliebenen Mengen an Treibstoff und Essen oder den an sie gerichteten Vorwurf der Komplizenschaft mit der Hamas ernst nimmt, scheint eine Frage der Lagerzugehörigkeit geworden zu sein. Dass Israel den Vorwurf für eine Reihe von Mitarbeitern belegen konnte und diese daraufhin von UNRWA entlassen wurden, konnte dennoch keinen Konsens herstellen. Während die einen, wie erwartet, den sofortigen Finanzierungsstopp und das Ende der UNRWA-Mission forderten, spielten die anderen das Problem herunter, indem sie auf die geringe Anzahl der aufgeflogenen Mitarbeiter verwiesen. Letztendlich führte die Situation bislang nicht dazu, dass die bereits bestehenden Einstellungen hintangestellt worden wären zugunsten einer Neubewertung mit dem Ziel, die Lage der palästinensischen Bevölkerung zu verbessern und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Als Resultat der Polarisierung bewegen sich nicht nur Teile der Bevölkerung zunehmend in zwei unterschiedlichen Realitäten, sondern mittlerweile auch Personen, die sich beruflich mit Israel und Palästina beschäftigen und deren Aufgabe darin besteht, eine sachliche Darstellung zu versuchen. Verdacht und Misstrauen gegenüber der anderen Seite herrschen vor. Wie ist es so weit gekommen?

Die gemeinsame Mitte im Diskurs ist verloren gegangen. Dies ist eine Folge der Entwicklungen vor Ort, in der keine Lösung mit zwei Staaten Seite an Seite mehr vorstellbar ist. Dazu wurden in der internationalen Diskussion willentlich Narrative verschoben. Der Nahostkonflikt hat sich von einem nationalen Konflikt zweier Völker um ein und dasselbe Territorium zu einem existentiellen Konflikt gewandelt. Mit den Osloer Verträgen gelang noch die Vision, dass beide Nationen durch geografische Trennung befriedet werden könnten. 30 Jahre später scheint der Pragmatismus einer territorialen Aufteilung der absoluten gegenseitigen Ablehnung gewichen. Das Recht auf Existenz der jeweils anderen Seite und deren Berechtigung zur nationalen Selbstbestimmung werden von vornherein angezweifelt. Die Nichtanerkennung der Anderen, die Ignoranz und Ablehnung ihrer Perspektive, geht gleichzeitig einher mit dem Abweisen jeglicher Verantwortung von sich.

Im gegenwärtigen Krieg stellt die jeweilige Kontextualisierung beziehungsweise Dekontextualisierung ein solches Beispiel dar. Die einen sehen den Angriff der Hamas am 7. Oktober als eine logische Konsequenz der Besatzung und der israelischen Politik — womit der Terror als Widerstand verherrlicht wird, bis keine eigene Verantwortung erkennbar ist. Für die anderen spielt die Geschichte des Konflikts keine Rolle: Die Hamas wird gleichgesetzt mit dem Islamischen Staat, und der Angriff am 7. Oktober wird zu einem Angriff des internationalen Terrorismus, wie er überall auf der Welt hätte stattfinden können, nur dass Israel zufällig zum Ziel wurde. Keine Seite ist mehr bereit, die andere zu sehen. Es gilt nur „David gegen Goliath", wobei man für sich in Anspruch nimmt, der Erstere zu sein.

Mit dem Scheitern jeglicher Friedensverhandlungen und der stagnierenden Situation für die Palästinenser wird seit Jahren die Logik von „Gut gegen Böse" durch einzelne Organisationen gezielt in die internationale Debatte getragen. Die Aufgabe von Menschenrechtsorganisationen, weltweit Aufmerksamkeit auf Missstände zu lenken, ist wichtig und eine zivilisatorische Errungenschaft. Dabei geht jedoch manchmal die Genauigkeit und Präzision der Auswahl der Begriffe verloren, wie beispielsweise im Apartheidvorwurf gegenüber Israel. „Apartheid" ist ein feststehender Rechtsbegriff und historische Praxis, die auf rassischer Diskriminierung fußt. In Bezug auf Israel wird er zu einem Kampfbegriff, bei dem der Kontext des Konflikts ignoriert wird und eine klare Front zwischen Gut und Böse konstruiert wird.

Dabei bestehen qualitative Unterschiede in der Analyse und der Methode der Berichte. Während sich die israelische Menschenrechtsorganisation Yesh Din auf die besetzte West Bank bezieht, gilt der Vorwurf der Apartheid für Human Rights Watch und B'tselem zusätzlich für Kernisrael, Gaza und Ostjerusalem. Amnesty International schließt darüber hinaus Palästinenser in der Diaspora mit ein und führt die Ursprünge des Apartheidregimes auf die israelische Staatsgründung zurück. Gemeinsam ist ihnen die Absicht der Verschiebung des Narrativs. Denn Apartheid ist grundsätzlich durch nichts zu rechtfertigen.

Ähnlich verhält es sich mit der Anwendung der postkolonialen Theorien. Nicht nur sind Theorien nicht dazu gedacht, die ganze Welt durch eine bestimmte Linse zu beschreiben, sondern um sie analytisch greifbarer zu machen — so kommen auch die besonders kritischen Analysen zum Siedlerkolonialismus aus der israelischen Wissenschaft. Sie sollen dazu verhelfen, Aspekte der israelischen Geschichte und Politik aus dieser Perspektive zu deuten, werden aber zur politischen Agenda, wenn das wissenschaftliche Interesse an Erkenntnis zugunsten von Komplexitätsreduktion hintangestellt wird. Dann gibt es nur Unterdrücker und Unterdrückte.

Eine Politisierung von Begriffen und Definitionen, die explizit nicht für den politischen Gebrauch gedacht sind, findet ebenfalls auch auf der anderen Seite statt. Bekannt ist das Beispiel von IHRA (International Holocaust Remembrance Alliance), der Arbeitsdefinition zur Beobachtung und Analyse von Antisemitismus. Sie ist an vielen Stellen offengehalten und deren Versatzstücke sind kontextbezogen zu interpretieren. Mittlerweile wird sie jedoch mitunter als eine bindende Definition zur kontextlosen Regulierung herangezogen. Gerade die in ihr enthaltenen Beispiele zum israelbezogenen Antisemitismus werden teilweise restriktiv ausgelegt und zur politischen Anleitung umfunktioniert. Die bereits kaum vorhandenen Räume, in denen man bereit ist, Spannung auszuhalten, werden dadurch noch rarer.

Bei solch einer Dynamik, in der Daten, Begriffe und Definitionen für den präzisen Gebrauch zum besseren Verständnis einzelner Phänomene entfallen und für den Kampf zwischen beiden Lagern umgerüstet werden, bleibt kein analytisches Instrumentarium übrig. Die Anführung dieser Begriffe und Definitionen bedeutet schon eine Positionierung und markiert mittlerweile eher die eigene Lagerzugehörigkeit, als auf den eigentlichen Sachverhalt zu fokussieren, wie etwa „Besatzung" oder „Antisemitismus".

Was tun? Es ist wichtig, gegen offensichtliche Fakes, aber auch gegen die willentliche Verschiebung von Narrativen und die Zweckentfremdung von Begriffen und Definitionen vorzugehen. Eine vergleichbare Entwicklung durchläuft derzeit der Begriff des Genozids. Er wird von beiden Seiten herangezogen, passt jedoch in seiner eigentlichen Definition, nach der beabsichtigt wird, ein Volk als solches zu vernichten, am ehesten auf die Erklärungen und Taten der Hamas. Mehrere israelische Minister sind wiederum durch Vertreibungs- und Vernichtungsfantasien gegenüber Palästinensern in Gaza aufgefallen. Bezogen auf das Vorgehen der Israelischen Armee im Gazastreifen ist der Vorwurf des Völkermords ein Versuch, den dramatischen Opferzahlen einen besonders extremen Kontext zu verleihen, obwohl der Tod von Tausenden Zivilisten an sich schon schrecklich genug ist. Damit wird eine nuancierte Auseinandersetzung mit der israelischen Kriegsführung moralisch unmöglich und für Ambivalenz bleibt kein Platz. Es ist daher gut, dass die Vorwürfe vor dem Internationalen Gerichtshof verhandelt werden und somit in den eigentlichen juristischen Gebrauch zurückversetzt werden.

Die entgegengesetzten Interpretationen des Zwischenurteils von Ende Januar verraten jedoch bereits, dass auch im Falle einer Entscheidung beide Seiten ihre Einstellungen nur bekräftigt sehen könnten. Weil das Gericht keinen unmittelbaren Stopp der Kriegshandlungen anordnete, wurde das Urteil in den Augen der einen Seite als ein Sieg Israels gewertet. Da sich das Gericht aber dafür entschied, dem Völkermordvorwurf nachzugehen, lasen andere das Urteil gleichzeitig als eine vorläufige Bestätigung des Vorwurfs und als eine Handlungsanweisung, Israel zu sanktionieren.

Die Dynamik der Zweiteilung in Schwarz und Weiß aufzuhalten, gelingt nur, wenn der Konflikt wieder zu einem nationalen und territorialen Konflikt zwischen zwei gleichberechtigten Völkern rationalisiert werden kann. Auch die öffentliche Diskussion muss aufhören, den Konflikt als Nullsummenspiel zu begreifen. Die Logik eines Existenzkampfs, in dem nur eine Seite gewinnen darf, führt zu einer Niederlage von beiden.

In Israel nehmen gerade die Wortführer der arabischen Minderheit eine entsprechende Rolle in der Debatte ein. Die Vorsitzenden der beiden wichtigsten arabischen Parteien der Knesset, Ayman Odeh und Mansour Abbas, äußerten unlängst in Meinungsartikeln, dass sie sich weiterhin dafür einsetzen, beide Seiten zu sehen. Schon wenige Tage nach dem 7. Oktober verurteilte Mansour Abbas, der der islamischen Partei Ra'am vorsteht, die an der letzten Regierungskoalition beteiligt war, die Geiselnahme als unislamisch. Es ist unter anderem ihr Verdienst, dass im Gegensatz zum Gaza-Krieg im Mai 2021 trotz Aufstachelung des rechtsradikalen Ministers Ben Gvir keine gewaltsame Konfrontation zwischen Juden und Arabern stattfand.

Mit ihrem Verhalten zeigen sie besondere Courage. Israelische Araber erleiden gerade die Probleme beider Seiten. Am 7. Oktober gab es auch unter ihnen Tote und Geiseln, die von der Hamas verschleppt wurden. Vereinzelt finden sich auch unter den gefallenen Soldaten drusische Israelis. Gleichzeitig sind viele der israelischen Araber mit der Bevölkerung in Gaza verbunden und haben Verluste durch israelische Bomben zu beklagen. Wenn ihre Vertreter es schaffen, in dieser Situation sowohl für Israelis als auch für Palästinenser Akzeptanz zu zeigen, müssen wir im entfernten Europa umso eher dazu fähig sein.

Autorin: Lidia Averbukh Berlin
Lidia Averbukh ist Expertin für Israel und die israelische Gesellschaft bei der Bertelsmann-Stiftung. Als Projektleiterin ist sie für den Deutsch- Israelischen Young-Leaders-Austausch zuständig. Zuvor war sie bei ELNET Deutschland e.V. und der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) tätig.

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NAHER OSTEN/NORDAFRIKA 26.01.2024 | Michelle Goldberg

Dem Extremismus die Stirn bieten

Phantasien über die Vertreibung der Palästinenser aus Gaza werden in Israels Politik lauter. Die USA dürfen dem Land keinen Blankoscheck ausstellen.

Zwei rechtsextreme Mitglieder des israelischen Kabinetts — Itamar BenGvir, Minister für nationale Sicherheit, und Finanzminister Bezalel Smotrich — haben diese Woche mit ihrem Ruf nach einer Entvölkerung des Gazastreifens international für Empörung gesorgt. „Wenn in Gaza 100 000 oder 200 000 Araber leben und nicht zwei Millionen, sieht die ganze Debatte über den ,Tag danach` anders aus", meinte Smotrich und forderte, ein Großteil der in Gaza lebenden Zivilbevölkerung solle in andere Länder umgesiedelt werden. Der Krieg, so Ben-Gvir, biete eine „Gelegenheit, die Migration der Bewohner des Gazastreifens gezielt zu forcieren", sodass Israelis dort leichter angesiedelt werden könnten.

Die Biden-Regierung hat sich den Ländern angeschlossen, die diese unverhohlene Befürwortung ethnischer Säuberungen verurteilen. Dabei tut sie jedoch so, als stünden die Provokationen von Ben-Gvir und Smotrich in fundamentalem Widerspruch zur Weltsicht von Premierminister Benjamin Netanjahu, dem Amerika weiterhin bedingungslos zur Seite steht. In einer Erklärung nannte das Außenministerium die Äußerungen der Minister „aufrührerisch und unverantwortlich" und stellte fest: „Die israelische Regierung einschließlich des Premierministers hat uns beständig versichert, dass solche Äußerungen nicht die Politik der israelischen Regierung widerspiegeln."

Der demokratische Abgeordnete Jim McGovern, der einen Waffenstillstand fordert, dankte dem Außenministerium in einem Social-Media-Posting: „Es muss ganz klar sein, dass Amerika keinen Blankoscheck für Massenvertreibungen ausstellen wird." Genau dies ist derzeit allerdings der Fall. Die USA stellen einer Regierung einen Blankoscheck aus, deren Chef mit seinen Absichten für den Gazastreifen fast ebenso wenig hinter dem Berg hält wie Ben-Gvir und Smotrich. Laut Times of Israel ließ Netanjahu eine Gruppierung innerhalb seiner LikudPartei wissen, er sei auf der Suche nach Ländern, in denen die Bevölkerung des Gazastreifens unterkommen könnte. „Wir stehen vor dem Problem, Länder zu finden, die bereit sind, die Bewohner von Gaza aufzunehmen", so wird Netanjahu zitiert, „und an diesem Problem arbeiten wir."

Weiter heißt es in dem Zeitungsbericht: „Die ,freiwillige` Umsiedlung von Palästinensern aus dem Gazastreifen wird Schritt für Schritt offiziell zu einem Kernelement der Regierungspolitik. Nach Aussage eines hochrangigen Beamten führt Israel mit mehreren Ländern Gespräche über deren mögliche Aufnahmekapazitäten." Einige Mitglieder der israelischen Regierung lehnen dies ab mit der Begründung, das sei nicht praktikabel. „Meiner Meinung nach ist das eine absolute Illusion: Kein Land wird zwei Millionen Menschen aufnehmen oder eine Million und auch nicht 100 000, oder 5 000", sagte ein offizieller Vertreter, der anonym bleiben wollte, gegenüber israelischen Journalisten.

Am 4. Januar 2024 hat Israels Verteidigungsminister Joaw Gallant seinen Plan für die Zeit nach dem Krieg vorgestellt. Dieser sieht im Gegensatz zu den Träumereien der Ultranationalisten keine israelischen Siedlungen in Gaza vor. Doch Israel ist dabei, die zivile Infrastruktur des Gazastreifens und rund 70 Prozent aller Wohngebäude großflächig zu zerstören und damit den Großteil des Gazastreifens auf absehbare Zeit unbewohnbar zu machen. Im Gazastreifen breiten sich Krankheiten aus, fast überall herrscht Mangel an Lebensmitteln, und die Vereinten Nationen vermelden, dass ein Großteil der Enklave von einer Hungersnot bedroht sei. Inmitten dieses ganzen Grauens bringen Mitglieder von Netanjahus Likud-Partei wie zum Beispiel Israels ehemaliger UN-Botschafter Danny Danon und Geheimdienstministerin Gila Gamliel die Auswanderung mit Nachdruck als humanitäre Lösung ins Spiel.

„Statt Geld bereitzustellen für den Wiederaufbau des Gazastreifens oder für das gescheiterte UNRWA" — das Hilfswerk der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge —, „kann die internationale Gemeinschaft sich an den Kosten für die Umsiedlung beteiligen und den Menschen im Gazastreifen helfen, in ihren neuen Gastländern ein neues Leben aufzubauen," schrieb Gamliel in der Jerusalem Post. Diese Vorstellung ist im Augenblick nur ein groteskes Hirngespinst. Aber wenn das Leiden in Gaza weiter zunimmt, könnte sich eine Evakuierung als letzter Ausweg erweisen, zu dem es keine Alternative gibt. Darauf setzen zumindest offenbar einige prominente Vertreter der israelischen Regierung.

Nach dem sadistischen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober hat Israel zu Recht Vergeltung geübt. Jedes Land hätte dies getan. Aber zwischen dem Krieg, von dem die liberalen Unterstützer Israels gerne glauben würden, dass Israel ihn in Gaza führt, und dem Krieg, den Israel tatsächlich führt, besteht ein großer Unterschied.

Die israelfreundlichen US-Demokraten wollen einen Krieg unterstützen, der die Hamas aus Gaza vertreibt. Es sieht aber immer mehr danach aus, als unterstütze Amerika einen Krieg zur gewaltsamen Vertreibung der Bevölkerung aus Gaza. Ob die Zwangsvertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen als Völkermord einzustufen ist, wie es in Südafrika vor dem Internationalen Gerichtshof heißt, oder als eine minder schwere Form von Kriegsverbrechen, mögen Völkerrechtsexperten diskutieren. Wie auch immer man den Versuch nennt, die Bevölkerung des Gazastreifens „auszudünnen" (so bezeichnete die hebräische Zeitung Israel Hayom einen angeblichen Vorschlag Netanjahus) — die Vereinigten Staaten sind in diesen Versuch verwickelt.

Indem US-Politiker so tun, als könnte man Ben-Gvir und Smotrich aus der Regierung herausdividieren, der sie angehören, verschleiern sie den wahren Charakter von Netanjahus Herrschaft. Joe Biden spricht oft von seiner Begegnung mit Golda Meir, die 1973 stattfand, als sie Israels Premierministerin war, und sein Israelbild wirkt manchmal so, als wäre es wie bei vielen amerikanischen Zionisten in dieser Zeit stehengeblieben.

Wer so wie ich in einem liberalen zionistischen Haushalt aufgewachsen ist, kennt wahrscheinlich dieses (möglicherweise apokryphe) Meir-Zitat: „In Friedenszeiten werden wir den Arabern den Mord an unseren Söhnen vielleicht einmal verzeihen können, aber schwerer wird es uns fallen, ihnen zu verzeihen, dass sie uns gezwungen haben, ihre Söhne zu töten." An dieser Einstellung lässt sich vieles kritisieren — die Selbstbezogenheit, die Art und Weise, wie Israel selbst dann noch als Opfer erscheint, wenn es tötet. Letztlich jedoch offenbart sich in dieser Einstellung ein qualvoll ambivalentes Verhältnis zur Anwendung von Gewalt. Heute jedoch ist diese Haltung, die Israelis manchmal als „ Schießen und Weinen" (shooting and crying) bezeichnen, zumindest in der israelischen Staatsführung genauso überholt wie Meirs zionistischer Sozialismus.

Mein Freund Daniel Levy, ehemals israelischer Unterhändler mit den Palästinensern, der jetzt das U.S./Middle East Project leitet, stellt fest, dass Entscheidungsträger in den USA und Europa „ sich vorsätzlich weigern, ernsthaft zur Kenntnis zu nehmen, wie extrem diese Regierung ist — ob nun vor oder nach dem 7. Oktober". Fast bin ich versucht zu sagen: Ben-Gvir und Smotrich sprachen das, was bislang nur leise über die Lippen kam, mit lauter Stimme aus. Doch in Wahrheit haben sie nur noch lauter gesagt, was ohnehin schon laut ausgesprochen wird.

Aus dem Englischen von Christine Hardung
Dieser Artikel erschien zuerst in der New York Times.

Michelle Goldberg ist seit 2017 Kolumnistin der New York Times. 2018 gewann sie mit einem Autorenteam den Pulitzer-Preis für eine Reportage über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Sie ist Autorin mehrerer Bücher.

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Auf ARTE wurden im Dezember zwei Dokumentarfilme gezeigt, die die Entwicklung des Nahost-Konfliktes in den letzen ca. 25 Jahren beschreiben.

Der Blickwinkel liegt bei dem Film "Israels Kampf der Staemme" auf die Beschreibung der gesellschaftlichen Entwicklungen innerhalb von Israel. Dabei arbeitet er die Gruppen heraus, die aktuell die wichtigsten Strömungen in der Gesellschaft tragen. Deutlich wird dabei, wie sehr das Land gespalten ist und an diesen unterschiedlichen Positionen leidet.

Der zweite Film "Der Kampf um Jerusalem" stellt die unterschiedlichen Strömungen und Kontroversen zwischen jüdischen Gruppen und palästinensichen Gruppen heraus. Hier werden auch die religiösen Konflikte an der "heiligen" Stadt verdeutlicht.

Israels Kampf der Staemme / « 12.12.2023 (Di.), 20:15 »
Dokumentation & Report
Israels Kampf der Stämme Deutschland 2023. Der Dokumentarfilm zeigt, warum Israel gesellschaftlich so zerrissen ist, und was es mit den vier großen sogenannten Stämmen auf sich hat, die alle eine sehr unterschiedliche Vorstellung davon haben, wie ihr Land aussehen soll.
Hintergründe zum Nahost-Konflikt: Nie war die israelische Gesellschaft so gespalten wie in der Phase vor dem Hamas-Angriff, die unterschiedlichen Stämme im Land stehen sich unversöhnlich gegenüber. Über Monate gab es Massendemonstrationen gegen die Regierung von Benjamin Netanjahu. Seine Anhänger hingegen sehen in "Bibi" einen Garanten für Stabilität und Wehrhaftigkeit.
Israel ist wieder im Krieg. Am 7. Oktober 2023 überfallen Kämpfer der Hamas das Land und richten ein Blutbad an. Israel schlägt zurück! Doch die schrecklichen Geschehnisse treffen das Land in einer ungünstigen Zeit. Nie war die israelische Gesellschaft so gespalten wie in der Phase vor dem Hamas-Angriff: Mehrere Monate lang demonstrierten Millionen Menschen gegen die Regierung von Benjamin Netanjahu und eine drohende Zerschlagung der Gewaltenteilung. Seine Anhänger hingegen sehen in „Bibi“ einen Garanten für die Stabilität und Wehrhaftigkeit Israels.
Der Film „Israels Kampf der Stämme“ geht der Frage nach, warum das Land gesellschaftlich so zerrissen ist. Ausgehend von der Grundprämisse, dass das Land aus verschiedenen sogenannten Stämmen besteht, die sich unversöhnlich gegenüberstehen, erzählt der Film die Verletzungen und Traumata eben dieser Stämme, die zur Entfremdung mit den anderen führen. Dabei geht es nicht nur um unterschiedliche politische Ansichten, sondern auch kulturelle Gegensätze.
Der Gründerstamm der Aschkenasim, der aus europäischen Einwanderern besteht, ist bis heute geschockt, dass ihr Präsident Jitzchak Rabin von einem rechten Siedler ermordet wurde. Der Stamm der Mizrachim verzeiht den Aschkenasim nicht die jahrzehntelange Diskriminierung, die Orthodoxen wiederum wollen weder einen liberalen, modernen Staat noch selbst Militärdienst leisten, während die arabischen Israeli immer wieder gezeigt bekommen, dass sie – wenn es hart auf hart kommt - eben doch nicht dazu gehören. Neben den Politikern und Intellektuellen, die den öffentlichen Diskurs in Israel während der vergangenen 25 Jahre bestimmt haben, kommen Angehörige dieser verschiedenen Lager innerhalb der israelischen Gesellschaft zu Wort und machen deutlich, wie vielschichtig die Konflikte und Probleme im heutigen Israel sind – und dass sie durch die aktuelle Gewalt in Nahost lediglich verdrängt werden. Der Weg zu mehr Verständigung und Aussöhnung wird steinig und lang.

Regie Duki Dror / Naftaly Gliksberg / Jens Strohschnieder
Land Deutschland
Jahr 2023
Herkunft ZDF
Abrufbar über die ARTE-Mediathek: https://www.arte.tv/de/videos/116362-000-A/israels-kampf-der-staemme/

Der Kampf um Jerusalem / « 12.12.2023 (Di.), 21:45 »
Dokumentation & Report
Der Kampf um Jerusalem Frankreich 2023. Die Dokumentation beleuchtet die politischen und religiösen Hintergründe des Kampfes um Jerusalem und ordnet die aktuellen Ereignisse historisch ein. Zu Wort kommen Protagonisten des Konflikts (Islamisten, jüdische Nationalisten, Imame, Rabbiner, Intellektuelle, Militärangehörige u. a.); Experten für Geopolitik und Geschichte kommentieren die derzeitige Lage.

Abrufbar über die ARTE-Mediathek: https://www.arte.tv/de/videos/117504-000-A/der-kampf-um-jerusalem/

Regie Stéphane Amar
Produktion Découpages
Produzent/-in Myrto Grecos
Autor:in Stéphane Amar
Land Frankreich
Jahr 2023
Herkunft ARTE

Hier haben wir Texte gesammelt, die einige der strategischen Fragen behandeln, die sich mit dem Gaza-Krieg stellen. Es sind zum größeren Teil israelische Stimme, insbesondere von Sprechern der IDF.

Es sind vor allem folgende Fragen, die sich hier überlegt werden können:

  • Was rechtfertigt das Vorgehen der IDF - insbesondere den Beschuss durch Artillerie und Luftwaffe?
  • Ist die umfangreiche Vertreibung der Bevölkerung zu rechtfertigen? (Humanitäre Völkerrecht)
  • Was sind die Kriegsziele?
  • Erlaubt diese Kriegsführung einen Übergang in die Gestaltung friedlicher Verhältnisse?

Folgende Texte haben wir zusammengestellt:

Strategisches IX: Außenministerin Baerbock vor ihrer Abreise nach Israel, die Palästinensischen Gebiete, Ägypten und Libanon
Strategisches VIII: Lagebeurteilung durch Generalstabschef: Faktor Zeit
Strategisches VII: Streit in Israels Regierung über mögliche Fehler der Armee
Strategisches VI: Presse-Briefing durch den IDF-Sprecher, Konteradmiral Daniel Hagari / 07.01.2024
Strategisches V: „Die Lage im Gazastreifen ist apokalyptisch“, Christoph Heusgen, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz / 22.12.2023
Strategisches IV: Gestern hat der israelische Generalstabschef Lt. Gen. Herzi Halevi gemeinsam mit MG Ori Gordin und BG Zion Ratzon eine Lagebeurteilung an der Nordgrenze vorgenommen. / 4.1.2024
Strategisches III: Die Gründe, warum die IDF den Gazastreifen nicht "aus der Luft" erobert. / 14.12.2023
Strategisches II: Die Kämpfe, die Bewohner des Gazastreifens und die Legitimität: Einige Entwicklungen auf dem Schlachtfeld und im Nahen Osten / 8.12.2023
Strategisches I: 6 Gründe, warum Israel einem Waffenstillstand nicht zustimmen darf / 9.11.2023

Textsammlung als pdf: DOWNLOAD-LINK

Textsammlung als editierbare Datei: DOWNLOAD-LINK

In der WhatsApp-Gruppe wird ein Artikel der NZZ (Neue Zürcher Zeitung) zitiert. Er erläutert sorgfältig und systematisch die Vorgänge um den juristischen und innenpolitischen Streit in Israel.

aus: WhatsApp-Gruppe "Israel at war - daily updates" / 03.01.2024

In einem historischen Urteil kippte der Oberste Gerichtshof ein wichtiges Gesetz zur Überarbeitung der Justiz. Mit knapper Mehrheit entschieden die 15 Richter, dass ein Gesetz zur Beschneidung ihrer Befugnisse nichtig sei. Die Entscheidung war mit Spannung erwartet worden und hat weitreichende Folgen.
Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Ulrich von Schwerin | NZZ 2.01.2024

Es war eine brisante Frage, über die Israels Oberstes Gericht zu entscheiden hatte: Ist das Gesetz der rechts-religiösen Regierung von Benjamin Netanyahu zur Beschränkung der Befugnisse des Gerichts rechtmässig? Vier Monate berieten die 15 Richter, am Montag fällten sie dann ihr Urteil: Nein, das im Juli verabschiedete Gesetz ist nicht rechtens. Der Judikative das Recht zur Überprüfung der Beschlüsse von Exekutive und Legislative zu nehmen, gefährde das fragile System der Checks and Balances und damit die Demokratie in Israel.

Mitten im Krieg mit der Hamas im Gazastreifen droht Israel somit eine ernste politische Krise. Denn das Urteil dürfte den Streit um die Justizreform neu entfachen, der Israel über Monate gespalten hatte. Vertreter der Regierung haben in der Vergangenheit gedroht, eine Annullierung des Gesetzes durch das Gericht nicht hinzunehmen. Selbst unter den 15 Richtern war die Frage höchst umstritten. Am Ende fiel die Entscheidung mit 8 zu 7 Stimmen denkbar knapp aus.

Worum genau ging es in dem Gesetz?
Das Gesetz sollte dem Obersten Gericht das Recht nehmen, Entscheide des Parlaments und der Regierung auf ihre «Angemessenheit» zu prüfen. Es war ein Kernelement der umstrittenen Reform der Justiz, die Netanyahus rechts-religiöse Regierung seit ihrem Amtsantritt Anfang 2023 gegen erhebliche Widerstände in der Bevölkerung durchzusetzen sucht. Die Änderung wurde im Juli von der Knesset in der Form eines Grundgesetzes beschlossen. Da Israel keine Verfassung hat, bilden die Grundgesetze die Basis des politischen Systems.

Die Regierung und ihre Anwälte argumentierten, dass das Oberste Gericht nicht die Befugnisse habe, solche Grundgesetze zu überprüfen. Mit 12 zu 3 Stimmen kamen die Richter am Montag aber zu dem Schluss, dass sie sehr wohl dieses Recht besitzen. Selbst der konservative Richter Alex Stern hielt in seiner Begründung des Urteils fest, die Abgeordneten der Knesset könnten nicht nach Belieben Gesetze beschliessen. Die Volksvertreter müssten sich an die Grundwerte halten, wie sie in Israels Unabhängigkeitserklärung niedergeschrieben sind.

Warum fiel das Urteil gerade jetzt?
Das Oberste Gericht hatte sich am 12. September zum ersten Mal mit dem Gesetz befasst. Erstmals in seiner Geschichte kamen dafür alle 15 Richter zusammen. Im Oktober endete aber die Amtszeit der Richterin Anat Baron und der Gerichtsvorsitzenden Esther Hayut, da sie beide 70 Jahre alt wurden. Laut den geltenden Regeln mussten sie spätestens drei Monate später ihren Entscheid fällen. Besonders brisant dabei war: Baron und Hayut sind beides Gegnerinnen des Gesetzes. Ohne ihre Stimmen wäre das Urteil anders ausgefallen.

Die ultraorthodoxe Shas-Partei, die zur Regierungskoalition gehört, drang daher zuletzt auf eine Vertagung der Entscheidung. Justizminister Yariv Levin, der als Architekt der Justizreform gilt, kritisierte nun, die Publikation des Urteils in der Mitte eines Krieges stehe «im Gegensatz zum benötigten Geist der Einheit». Hayut hielt dagegen, dass gerade in diesen schwierigen Zeiten das Gericht seiner Aufgabe gerecht werden müsse, besonders wenn es um «Israels Identität als jüdischen und demokratischen Staat» gehe.

Wie begründet das Gericht seinen Entscheid?
Die vorsitzende Richterin Hayut argumentierte, die Möglichkeit des Gerichts, Entscheide von Parlament und Regierung auf ihre «Angemessenheit» zu überprüfen, sei ein entscheidendes Instrument, um einen Missbrauch der Macht zu verhindern. Dies gelte insbesondere «in dem fragilen, mangelhaften System der Checks and Balances in Israel». Da das Land weder eine Verfassung hat noch eine zweite Parlamentskammer besitzt, ist die Justiz die einzige Instanz, welche die Macht der Legislative und Exekutive beschränkt.

Auch andere Länder kennen eine Angemessenheitsklausel. Als unangemessen gelten Beschlüsse etwa, wenn sie nicht alle relevanten Umstände berücksichtigen. So wies das Gericht vor einem Jahr die Ernennung von Aryeh Deri als Minister zurück, weil der ultraorthodoxe Politiker wegen Steuerbetrugs vorbestraft war. Die Regierung argumentiert dagegen, dass die in den achtziger Jahren eingeführte Klausel viel zu vage sei und die Entscheidungsfreiheit der demokratisch gewählten Volksvertreter unzulässig beschneide.

Warum ist die Justizreform so umstritten?
Keine politische Initiative der vergangenen Jahre hat Israel so sehr gespalten wie Netanyahus Justizreform. Über Monate gingen Zehntausende dagegen auf die Strassen, viele Reservisten drohten, ihren Dienst zu verweigern, sollte die Reform beschlossen werden. Für die Gegner steht Israels Wesen als Demokratie auf dem Spiel. Sie werfen den ultraorthodoxen und rechtsextremen Regierungsparteien vor, die Justiz ausschalten zu wollen, um freie Hand zu haben, um den Siedlungsbau voranzutreiben oder die Frauenrechte zu beschneiden.

Die Befürworter der Reform werfen der Justiz dagegen vor, ihre übergrosse Machtfülle zu missbrauchen. Tatsächlich hat Israels Oberstes Gericht im internationalen Vergleich recht weitreichende Befugnisse. Seine Kritiker argumentieren, die Richter verhielten sich aktivistisch und verträten einseitig linke Positionen. Sie wollen daher auch das Prozedere zur Ernennung der Richter ändern, damit diese stärker die Mehrheitsverhältnisse im Land widerspiegeln.

Viele Beobachter sehen hinter dem Streit einen Kulturkampf zwischen den eher konservativen orientalischen Juden (Misrachim) und den stärker säkular geprägten europäischen Juden (Aschkenasim), die Israel nach der Gründung über Jahrzehnte geprägt haben. Das Oberste Gericht gilt als letzte Bastion der alten politischen Elite. Allerdings lässt sich der Streit nicht auf den Gegensatz von Misrachim gegen Aschkenasim reduzieren, da sich in dem breiten Bündnis gegen die Justizreform auch viele konservative, religiöse Israeli finden.

Wie geht es nach dem Entscheid des Gerichts weiter?
Die grosse Frage ist nun, ob die Regierung das Urteil hinnimmt oder ob sie den Machtkampf mit dem Gericht sucht, wie sie im Sommer gedroht hatte. Netanyahus rechtsextreme Koalitionspartner Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir verurteilten den Gerichtsentscheid als anti-demokratisch, verantwortungslos und gefährlich in diesen Zeiten des Krieges. Justizminister Levin sagte, das Urteil mindere nicht die Entschlossenheit der Regierung, doch werde sie mit Zurückhaltung und Verantwortungsbewusstsein reagieren.

Der Oppositionspolitiker Benny Gantz, der nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober Netanyahus Kriegskabinett beigetreten war, forderte dagegen, das Urteil zu akzeptieren und die Lehren aus dem vergangenen Jahr zu ziehen. Nach dem Krieg müssten die Befugnisse der Justiz und das Verhältnis der Gewalten in einem Grundgesetz neu geregelt werden. Der Oppositionsführer Jair Lapid begrüsste das Urteil und warnte davor, sich erneut mit der Justiz anzulegen. Netanyahu reagierte wie so oft abwartend – und äusserte sich zunächst nicht.

aus: WhatsApp-Gruppe "Israel at war - daily updates" / 03.01.2024

Wer ist Saleh Al-Arouri, der in Beirut getötete Hamas-Spitzenfunktionär?
von Adam Lucente | Al-Monitor

Der hochrangige Hamas-Funktionär Saleh al-Arouri wurde am Dienstag bei einer Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet. Die Gruppe beschuldigt Israel des Bombenanschlags, was eine potenzielle Eskalation des Krieges zwischen Israel und der Hamas darstellt.

Mehrfachen Berichten zufolge wurde Arouri im südlichen Beiruter Stadtviertel Dahieh zusammen mit mehreren anderen Personen getötet. Die Hamas bestätigte seinen Tod und beschuldigte Israel, für das Attentat verantwortlich zu sein. Israel gab nicht sofort einen Kommentar ab, um seiner Politik treu zu bleiben, militärische Operationen im Ausland nicht zu diskutieren.

Wer ist Arouri?
Arouri war einer der wichtigsten Führer der Hamas. Er wurde 1966 in Aroura in der Nähe der palästinensischen Hauptstadt Ramallah geboren, schloss sich 1987 der Hamas an und war zum Zeitpunkt seines Todes stellvertretender Leiter des Politbüros der Hamas und Leiter des Politbüros im Westjordanland.

Laut Reuters war Arouri "dafür bekannt, dass er tief in militärische Angelegenheiten [der Hamas] verwickelt war".
Er war ein langjähriges Mitglied der Hamas und gehörte in den 1990er Jahren zu den Gründungsmitgliedern des bewaffneten Flügels der Gruppe und war schließlich für die bewaffneten Aktivitäten der Hamas im Westjordanland verantwortlich. Arouri war mehrfach in israelischen Gefängnissen inhaftiert, bis er 2010 im Rahmen eines Abkommens freigelassen und aus Israel ausgewiesen wurde, wie aus einem Profil des Meir Amit Intelligence and Terrorism Information Center in Israel aus dem Jahr 2014 hervorgeht.

Arouri spielte auch in der Hamas eine herausragende politische Rolle, auch in Bezug auf die Beziehungen zur Hisbollah und zu Iran. Im Jahr 2011 nahm er an den Verhandlungen zur Befreiung des gefangenen israelischen Soldaten Gilad Shalit aus dem Gazastreifen teil. Im Jahr 2017 leitete er eine Delegation in den Iran und traf sich auch mit Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah. Die Treffen trugen dazu bei, dass die Beziehungen zwischen der Hamas und der Hisbollah nach der Abkühlung im syrischen Bürgerkrieg im Jahr 2011 wieder aufgenommen wurden, so der European Council on Foreign Relations.

Arouri nahm in den letzten Jahren auch an palästinensischen Versöhnungsgesprächen mit der rivalisierenden Fatah teil.

Nach seiner Ausweisung durch Israel ging Arouri nach Syrien, verließ das Land jedoch, als die Hamas 2011 bei Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs ihre Büros in Damaskus aufgab. Nach Syrien zog Arouri in die Türkei. Zum Zeitpunkt seines Todes lebte er im Libanon, wohin er 2018 umgezogen war, wie die libanesische Nachrichtenagentur L'Orient Today berichtet.

Sowohl die Vereinigten Staaten als auch Israel hatten Arouri auf ihrem Radar. Im Jahr 2015 sanktionierte das US-Finanzministerium Arouri mit der Begründung, er habe "die Verteilung der Hamas-Finanzen beaufsichtigt und war ein wichtiger Finanzier und finanzieller Vermittler für militärische Zellen der Hamas, die Anschläge planten".

Im August drohte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu Arouri und anderen Hamas-Führern, dass sie für jegliche Angriffe auf Israel "den vollen Preis" zahlen würden. Die Äußerungen erfolgten als Reaktion auf die Drohung Arouris mit einem "regionalen Krieg", wie israelische Nachrichtenagenturen berichteten.

Arouri blieb während des tödlichen Anschlags vom 7. Oktober an den Operationen der Hamas beteiligt und bestätigte an diesem Tag gegenüber Al Jazeera, dass die Hamas Israelis als Geiseln genommen hatte.

Warum das wichtig ist: Nach dem Angriff vom 7. Oktober schwor Israel, die Hamas zu vernichten, und die Kämpfe zwischen den beiden Gruppen im Gazastreifen dauern an. Israel war jedoch nicht in der Lage, die wichtigsten Hamas-Führer auszuschalten, was Arouris Tod bedeutsam macht.

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aus: WhatsApp-Gruppe "Israel at war - daily updates" / 02.01.2024

Der stellvertretende Hamas-Führer im Ausland, Saleh al-Arouri, wurde bei einem israelischen Angriff im Beiruter Vorort Dahiyeh getötet, berichtet die mit der Hisbollah verbundene Zeitung al-Mayadeen.

Israel hat sich bisher nicht zu dem angeblichen Angriff geäußert.

Auf einer Pressekonferenz im November erklärte Premierminister Benjamin Netanjahu , er habe "den Mossad angewiesen, gegen die Hamas-Führer vorzugehen, wo immer sie sich befinden", nachdem die Hamas am 7. Oktober den Süden Israels angegriffen hatte. Auf der gleichen Pressekonferenz sagte Verteidigungsminister Yoav Gallant, dass alle Hamas-Führer "auf Zeit leben... Der Kampf ist weltweit".

Der im Libanon lebende 57-jährige al-Arouri war stellvertretender Leiter des politischen Büros der Terrorgruppe und galt als De-facto-Führer des militärischen Flügels der Hamas im Westjordanland.

Der israelische Geheimdienst geht davon aus, dass al-Arouri auch an der Planung der Entführung und Ermordung von drei israelischen Jugendlichen - Gil-ad Shaar, Eyal Yifrach und Naftali Fraenkel - im Juni 2014 sowie an zahlreichen anderen Anschlägen beteiligt war.

Er hatte mehrere Haftstrafen in israelischen Gefängnissen verbüßt und wurde im März 2010 im Rahmen der Bemühungen um einen größeren Gefangenenaustausch für Gilad Shalit, einen 2006 von der Hamas entführten IDF-Gefreiten, freigelassen. Arouri war dann an der Ausarbeitung des Abkommens beteiligt, das die Freilassung von mehr als 1.000 palästinensischen Gefangenen aus israelischen Gefängnissen im Gegenzug für die Freilassung von Shalit im Jahr 2011 vorsah.

Er zog nach Istanbul, war jedoch gezwungen umzuziehen, als Israel die Beziehungen zur Türkei wiederherstellte, die wegen eines IDF-Überfalls auf eine Solidaritätsflottille in Richtung Gaza, bei dem neun türkische Staatsangehörige während eines gewaltsamen Handgemenges auf einer Fähre getötet wurden, zerbrochen waren.

Nachdem er einige Zeit in Syrien verbracht hatte, zog al-Arouri schließlich nach Beirut. Von dort aus leitet er die militärischen Operationen der Hamas im Westjordanland, treibt terroristische Aktivitäten voran und arrangiert die Überweisung von Geldern zur Finanzierung von Terroranschlägen.

Er war auch einer der Hamas-Funktionäre mit den engsten Verbindungen zum Iran und zur Hisbollah-Terrorgruppe im Libanon.

Dort hat al-Arouri aus Aktivisten in libanesischen Flüchtlingslagern eine lokale Hamas-Truppe aufgebaut. Die Gruppe verfügt über eine militärische Ausbildung und ein Raketenarsenal, wenn auch nicht in demselben Umfang wie die Hisbollah.

aus: WhatsApp-Gruppe "Israel at war - daily updates" / 01.01.2024

2023 – das schlimmste Jahr in der Geschichte Israels…

…meint Daniel Gordis auf seinem Substack-Blog „Israel from the inside“

Am 14. Januar begannen massive Proteste gegen die Justizreform, die drohte den jüdischen Staat in Stücke zu reißen. Wir konnten damals nicht ahnen, dass viele nüchterne israelische Kommentatoren davor warnen würden, dass Israel auf einen Bürgerkrieg zusteuert. Und wir konnten auch nicht ahnen, dass die Hamas am 7. Oktober einen Anschlag verüben würde, bei dem mehr Juden getötet würden als an jedem anderen Tag seit dem Holocaust und der Israel in den verheerendsten Krieg seiner Geschichte stürzen würde.

Wir wussten es nicht. Und noch weniger wissen wir heute.
Wir wissen nicht, wie lange dieser Krieg noch andauern wird. Wir wissen nicht, wie er enden wird. Wir wissen nicht, ob es uns gelingen wird, die Hamas zu vernichten. Wir wissen nicht, wie viele der Geiseln nach Hause kommen werden. Wir wissen nicht, ob der Krieg auf den Libanon übergreifen wird. Oder auf den Iran. Wir wissen nicht, ob die Vereinigten Staaten sich den Kämpfen anschließen werden. Wir wissen nicht, wie lange die USA uns noch unterstützen und aufrüsten werden.

Deshalb ist dies für uns ein sehr nüchternes säkulares neues Jahr, eher ein Tag der Selbstbeobachtung als der Feier. Alles, was wir im Moment tun können, ist trotz all dem, was wir nicht wissen, zu hoffen und zu beten, dass 2024 irgendwie besser wird als 2023.

Vielleicht sogar nur ein bisschen...

Die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet über das Mittel der Administrativhaft in Israel. Es gibt der Polizei weitreichende Vollmachten "verdächtige" Personen zu verhaften, über unbestimmte Zeit festzuhalten und die Haft nicht gerichtlich überprüfen zu müssen.

Zitat Mohammad Zaghloi, Chef der Vereinigung palästinensischer Haftentlassener:

Adminstrativhaft ist zu einem Mittel der Rache und der Kollektivbestrafung von Palästinensern geworden.

Originalseite aus der Hannoversche Allgemeine Zeitung: DOWNLOAD-LINK

Der Zeitungsartikel als Arbeitsblatt: DOWNLOAD-LINK

Der Blick auf Bethlehem zu Weihnachten beleuchtet die weitereichenden Auswirkungen des Gaza-Krieges - er verschont weder Israeli noch Palästinenser.

Ein Bericht aus der Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 23.12.2023:

Originalseite aus der Hannoversche Allgemeine Zeitung: DOWNLOAD-LINK

Der Zeitungsartikel als Arbeitsblatt: DOWNLOAD-LINK

Die Situation ist unerträglich und sie fordert jeden heraus. Sehr dankbar sind wir so auch für ein "persönliches Wort" wie es Naomi Ehrlich Kupermann in unregelmäßigen Abständen niedergeschrieben hat. Wir kennen Naomi aus zahlreichen Reisen nach Israel bei denen sie uns begleitet hat. Hier ihre Texte.
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25-10-2023 / WhatsApp-Gruppe "Israel at war - daily updates"

*Etwas persoenliches*

Nun, seit dem schwarzen Schabbat, wie wir den 7.10.23 nennen, sind 18 Tage vergangen.
Ich persönlich kann mich nicht daran erinnern, jemals so traurig, hilflos, ängstlich und wütend gewesen zu sein wie in diesen Tagen.
Und ich habe in meinem Privatleben sehr traurige und tragische Ereignisse durchgemacht
Was wir heutzutage ertragen, geht über meine/unsere schlimmsten Albträume hinaus.
Ich fühle mich zutiefst gebrochen, weil 1400 friedliche unschuldige Bürger Israels ermordet und abgeschlachtet wurden, die ich als meine Familie empfinde, auch wenn ich sie nie gekannt habe. Ich sehe ihre Gesichter ständig vor meinen Augen.
Babys, Kleinkinder, Jugendliche, Mütter, Väter, Großeltern.
Sie wurden voreinander erschossen/gefoltert,
auf kalte, tierische, brutale, tierische Art.
Nur weil sie Juden waren, die in ihrem Zuhause/Land lebten.
* Ich bin wütend - Weil unsere Regierung uns im Stich gelassen hat und auf einer falschen Vorstellung reagiert hat, ohne zu versuchen, es zu ändern, neu zu bewerten, und das seit 9 Monaten, anstatt sich um die Sicherheitsrisiken vor unserer Haustür zu kümmern. Im Norden an der Libanon-Grenze: Hisbollah und deren antiisraelische extremislamische Truppen sind ein direkter Arm des Iran. ... Der gesamte Text als DOWNLOAD.

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24.11.2023 WhatsApp-Gruppe "Israel at war - daily updates"

Die 7. Woche

Manchmal habe ich das Gefühl, als würde die Zeit stillstehen. In solchen Momenten muss ich mich selbst motivieren.

Um mich herum passieren Dinge. Dramen, an denen ich auf die eine oder andere Weise beteiligt bin. Die IDF - die israelische Armee kämpft weiterhin unter sehr schwierigen Bedingungen in Gaza.

Jeden Tag sehen wir die lächelnden und schönen Gesichter junger Soldaten, die für immer jung, aber tot bleiben werden. ... Der gesamte Text als DOWNLOAD.

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01.12.2023 / WhatsApp-Gruppe „Israel at war – daily updates“

Die 8. Woche

Aus persönlicher Sicht

Diese Woche markierte den Beginn der Freilassung von Geiseln aus der Gefangenschaft in Gaza (minds 50 Tage). Etwa 70 Israelis und etwa 30 thailändische Arbeiter, die hier in der Landwirtschaft arbeiteten, wurden freigelassen.

Unter denen, die bisher nicht freigelassen wurden, ist Noa Argamani. ... Der gesamte Text als DOWNLOAD

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08.12.2023 WhatsApp-Gruppe „Israel at war – daily updates“

Die neunte Woche - aus persönlicher Sicht.

Heute, am 8.12., sind seit Beginn des Krieges in Gaza zwei Monate vergangen.

Zwei Monate nach Simchat Tora - dem Feiertag, der den Beginn des jüdischen Jahres besiegelt (Jahr 5784).

Der Feiertag Simchat Tora symbolisiert den Beginn des Jahres des erneuten Lesens in den fünf Büchern Mose: Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium.

Diese Lesung findet während des gesamten jüdischen Jahres in Synagogen statt, wobei die Kapitel in Abschnitte (Parschas) unterteilt sind, sodass jeder Interessierte genau wissen kann, welcher Abschnitt in welcher Woche des Jahres gelesen wird.
Dieser Feiertag ist Simchat Tora, der für gläubige Juden eine Freude symbolisiert, die sich auch in Kreisen und Tanzen mit Schriftrollen ausdrückt, in denen die fünf Bücher Mose geschrieben sind, die aus dem Tora-Schrein herausgenommen werden, die sich im Osten aller Synagogen der Welt befindet.

Dieses Jahr wurde Simchat Tora zu einem nationalen Albtraumtag, aus dem wir noch nicht herausgekommen sind.  ... Der gesamte Text als DOWNLOAD.

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15-12-2023 WhatsApp-Gruppe „Israel at war – daily updates“

Woche 10 - 69 Tage seit Kriegsbeginn

Aus persönlicher Sicht

Shalom und nicht auf Wiedersehen

Das Wort "Shalom" als Gruß bei der Begegnung mit Menschen existiert noch immer in meinem Wörterbuch.

Das Konzept - die Idee -, in Frieden mit unseren Nachbarn zu leben, verschwindet aus meinem Bewusstsein. Aber nicht nur aus meinem.

Viele Israelis, und ich gehöre dazu, sahen sich als Vertreter des Friedens, Friedensstifter, Friedensförderer, sie reden nicht mehr darüber. Und wenn ich in mich hineinzoome, sage ich, dass ich mich einst in Phasen des Friedens befand, jetzt des Friedens bald, es gibt eine Situation für Frieden. Wir müssen uns um den Frieden bemühen und alles dafür tun, denn es gibt keine andere Möglichkeit.

Heute haben sich meine Gedanken geändert. Ich sage dies mit großer Trauer und Schmerz.  ... Der gesamte Text als DOWNLOAD.

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23-12-2023 WhatsApp-Gruppe "Israel at war - daily updates"

Naomi Ehrlich Kupermann
Woche 11 – eine persönliche Anmerkung.

In der kommenden Woche wird die westliche christliche Welt Weihnachten feiern, ein Fest des Lichts und der Hoffnung.

...

Ja, auch in Jesu Heimatstadt Betlehem wird es dieses Jahr keine Weihnachtsbeleuchtung geben.
Man kann mit großer Traurigkeit hinzufügen, dass bei Kanonendonner die Feiertagsbeleuchtung ausgeschaltet wird und man den Jubel der Feiernden nicht hört.

Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr - Dezember 2024 - hier zwischen Jordan und Meer feiern können.
Amen.

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06-01-2024 WhatsApp-Gruppe "Israel at war - daily updates"

Naomi Ehrlich Kupermann
Woche 13 – eine persönliche Anmerkung: Frauen in der IDF - Weil Frauen können und wollen

Frauen in der IDF - Weil Frauen können und wollen

Seit der Gründung des Staates Israel im Mai 1948 wurde der Wehrdienst für Männer und Frauen gesetzlich festgelegt. Frauen waren schon vor der Staatsgründung Teil der Kampftruppen - zwei von ihnen, Mania Shochat und Rachel Yanait Ben-Zvi, waren Mitbegründerinnen der ersten jüdischen Verteidigungsorganisation "Hashomer", die von 1909 bis 1920 tätig war. Die Organisation schützte jüdische Siedlungen in Palästina während der osmanischen/türkischen Periode und nach dem Ersten Weltkrieg. In den darauf folgenden Jahren ...

Der gesamte Text als DOWNLOAD

Quelle: 18.12.2023 WhatsApp-Gruppe „Israel at war – daily updates“

Seit dem 7. Oktober hat die Terrororganisation Hisbollah zahlreiche Angriffe auf Israel mit Raketen, Panzerabwehrraketen und Drohnen auf Gemeinden und militärische Stellungen in Nordisrael geflogen. Dieser anhaltende Angriff hat zum tragischen Verlust von fünf israelischen Zivilisten geführt und 80.000 Bewohnerinnen und Bewohner in Nordisrael gezwungen, ihre Häuser zu evakuieren.

Die Hisbollah verstößt mit ihren Aktionen gegen die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats, da sie weiterhin vom Südlibanon aus operiert und Geschosse und Drohnen auf Israel abfeuert. Besonders besorgniserregend ist die strategische Entscheidung der Hisbollah, ihre Angriffe von Gebieten aus durchzuführen, die sich in unmittelbarer Nähe von UN-Stellungen und Einrichtungen der libanesischen Streitkräfte befinden. Dies zeigt, dass sie die für die Aufrechterhaltung der Sicherheit im Südlibanon zuständigen Institutionen ausnutzt.

Die beigefügte Infografiken geben einen detaillierten Einblick in die Operationen der Hisbollah in der Nähe von LAF- und UN-Stellungen, einschließlich einer Karte, die ihre Schussbahnen im Südlibanon zeigt.

 

Der Kontakt zu dem Reisebüro SK-Tours und zu seinen Mitarbeitern ist einer unserer wichtigsten und beständigsten Kontakte nach Israel. Sie beteiligen sich immer wieder mit Berichten aus dem Land und zur politischen Lage. Mit der Post vom 3.12. kam eine Zusammenfassung einer Online-Veranstaltung. Bei diesem Seminar wurden gerade auch Thesen zum Antikolonialismus und linker Kritik am Krieg gegen die Hamas diskutiert. Eine spezielle Thematik, aber vielleicht auch interessant.

Unsere Partner schreiben:

Liebe Freunde und Partner! Der Krieg der Hamas mit Israel polarisiert die Welt. ... Gegenüber Schlagabtäuschen und einem intensiven aneinander Vorbeireden haben das Evangelische Schulamt und die Melanchthon Akademie Köln „Gesprächsräume“ für Pädagogen und allgemein Interessierte aufgemacht, die einen vielleicht weniger aufgeregten Austausch darüber ermöglichen wollen, was das Geschehen in Nahost gerade auch mit uns macht, und was dies auch für eine pädagogische Arbeit bedeuten kann. Eine Zusammenfassung der letzten Veranstaltung vom 23.11. stellen wir als SK-Bulletin für diesen so angespannten November in diese Mail!

Im folgenden der zusammenfassende Text zur Online-Veranstaltung als pdf-Datei zum DOWNLOAD_LINK.

Am 24. Oktober sprach UN-Generalsekretär Guterres im UN-Sicherheitsrat. Seine Rede provozierte auf israelischer Seite heftige Reaktionen und Vorwürfe. Darum dokumentieren wir hier seine Rede im Originaltext, ein Video seines Beitrages und einen Zusammenschnitt von Reaktionen in der Sitzung des Sicherheitsrates (nur Auszüge) - ebenfalls als Video.

  • Redetext von Antonio Guterres, UN-Generalsekretär vor dem Sicherheitsrat am 24.10.23 / ENGLISCH: DOWNLOAD LINK
  • Rede von Antonio Gueterres, UN-Generalsekretär, vor dem Sicherheitsrat am 24.10.23 / Video auf YouTube / ENGLISCH: LINK zu YOUTUBE
  • Rede von Gilad Erdan, Israeli Ambassador to the United Nations, tells the UN Security Council that he and his team will continue to wear yellow Stars of David until other nations "condemn the atrocities of Hamas and demand the immediate release of our hostages.": Vor dem Sicherheitsrat am 24.10.23 / Video auf YouTube / ENGLISCH: LINK zu YOUTUBE
  • Eklat im UN-Sicherheitsrat zwischen Generalsekretär Guterres und Israels Außenminister Cohen: Guterres - Cohen - Al Malik - Baerbock am 24.10.23 (Auszüge) / Video auf YouTube / DEUTSCH übersetzt: LINK zu YOUTUBE
  • Kommentar von Konstatin Witschel / ipg 22.12.2023 / DOWNLOAD-LINK

Am 24. Oktober druckt die HAZ einen Hintergrundbericht zur Situation im Westjordanland während der Attacken der Hamas. Dabei geht es vor allem darum, dass rechte Siedler die Situation offenbar versuchen auszunutzen und gewaltsam gegen palästinensische Bauern vorgehen.

Israelische Menschenrechtsgruppen protestieren gegen dies Verhalten (Text einer Meldung des DLF vom 30.10.2023).

Auch diesen Text der HAZ möchten wir hier dokumentieren. Der DOWNLOAD LINK zum Text. (Originalseite: DOWNLOAD LINK)

Und hier noch die Nachrichtenmeldung des Deutschlandfunk (DLF): DOWNLOAD LINK

Wie auch die Rede von Guterres vor dem UN-Sicherheitsrat zeigt, haben wir große Probleme das Leid in diesem "Krieg" recht zu benennen und darüber sprechen zu können. Diese Schwierigkeit bringt der Beitrag "Richtig und falsch zugleich" von Robert Misik auf ipg (ein Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung) auf den Nenner.

"Die Welt steht in Flammen, und alles ist falsch und richtig zugleich, alles ist voller falscher Wahrheiten und wahrer Falschheiten."

Es ist nicht möglich einfach nur einer Seite die Schuld zuzuweisen. Für eine Lösung müssen beide gemeinsam handeln. Leider sind wir davon weit entfernt.

DOWNLOAD LINK zum Text: Robert Misik, Richtig und falsch zugleich.

In einem Interview des Deutschlandfunks, am 12.10.2023, äußert sich Nazih Musharbash, Präsident der Deutsch- Palästinensischen Gesellschaft.

Auch diesen Text möchten wir hier dokumentieren. Der DOWNLOAD LINK zum Text.

Einen direkten Dialog zwischen Juden und Palästinenser - den führen Michael Fürst und Yazid Shammout in Hannover. Man kann in der HAZ vom 11. Oktober 2023 dazu einiges lesen. Auch diesen Text möchten wir hier dokumentieren. Der DOWNLOAD LINK zum Text.

Ein langjähriger Gesprächspartner für einige Mitglieder im Verein war Prof. Moshe Zimmermann - bei Begenungen in Israel oder auch Tagungen Bergen Belsen. In der aktuellen Diskussion bringt er immer wieder FFragen ein, die über den aktuellen Stand des Krieges hinausweisen: Wie konnte es mit dieser Regierung soweit kommen und wie soll es weitergehen. Eine Kernaussage ist: Es muss Frieden geben und solch ein Frieden muss auuch den Palästinensern eine Zukunftsperspektive geben.

Wir haben hier Interviews - sowohl im Fernsehen als auch im Rundfunk - zusammengestellt. Leider gibt es diese Interviews nicht verschriftlicht.

INTERVIEW am 8.10.2023 / https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1258226.html
"Alle sind überrascht", Historiker Moshe Zimmermann über den Angriff der Hamas auf Israel
Stand: 08.10.2023 20:44 Uhr

INTERVIEW am 8.10.2023 / https://www.deutschlandfunk.de/terror-in-israel-moshe-zimmermann-zu-den-historischen-dimensionen-des-konflikts-dlf-810bf1b7-100.html
Warum man von einem 9/11-Effekt sprechen kann
Der Angriff der Hamas hat die Israelis überrascht, sagt Historiker Moshe Zimmermann und übt Kritik an „der schlechten Regierung“. Sie sei unerfahren und habe die Katastrophe herbeigeführt. Kernproblem sei auch, dass eine Verfassung fehle. Reinhardt, Anja | 08. Oktober 2023, 17:30 Uhr

INTERVIEW am 10.10.2023 / https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1258884.html
Historiker Zimmermann "Die israelische Zivilbevölkerung war ausgeliefert"
Stand: 10.10.2023 13:35 Uhr
Der Angriff der Hamas auf Israel ist nach Ansicht des Historikers Zimmermann auch eine Folge falscher Prioritäten der israelischen Regierung. Es sei zu wenig für eine Friedenslösung mit Palästina getan worden - auch in Deutschland, sagte er auf tagesschau24.
Israels Militär und Regierung schien von dem Angriff der Hamas am Wochenende überrascht worden sein. Der Staat, die Regierung und das Militär hätten versagt, sagte der israelische Historiker Moshe Zimmermann bei tagesschau24. "Der Staat Israel ist dafür gegründet worden, um Juden zu schützen, um Juden eine sichere Heimat zu garantieren." Das sei angesichts des Angriffs mit Hunderten Toten nicht gelungen.
Zimmermann: Regierung hat zu wenig für Frieden getan
Den Grund dafür sieht er unter anderem darin, dass die Regierung zu wenig für eine friedliche Lösung mit der palästinensischen Seite getan habe. Die Regierung habe seit zehn Jahren keine Friedensverhandlung geführt und zugelassen, dass eine Terrororganisation wie die Hamas die handelnde Partei in diesem Konflikt geworden ist. "Wie unmenschlich die sein kann, hat sie am Samstag gezeigt. Die israelische Zivilbevölkerung war ausgeliefert", so Zimmermann.
Die größte Bedrohung käme von der Hamas aus dem Gazastreifen. "Wenn man sich nicht damit befasst, sondern mit dem Schicksal der Siedler oder der Ausdehnung der Siedlungen in der Westbank oder mit einer Justizreform, die die Justiz unterminiert, dann hat man die falschen Prioritäten gesetzt", so Zimmermann.
Die Justizreform spaltet das Land. Seit Monaten gehen Hunderttausende Israelis auf die Straßen und protestieren gegen die Pläne von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Sie befürchten eine weitreichende Beschneidung der Justiz, darunter die Rechte des Obersten Gerichtshof.

INTERVIEW am 11.10.2023 / https://www.deutschlandfunk.de/interview-mit-moshe-zimmermann-historiker-tel-aviv-zu-gazakrieg-dlf-45241348-100.html
„Eine Regierung von Amateuren und Ideologen“
Israel hätte die Bevölkerung vor einem Pogrom schützen müssen, sagt Moshe Zimmermann. Stattdessen sei man von dem Angriff der Hamas überrascht worden. Der Historiker beklagt eine falsche Priorisierung bei der Grenz- und Friedenssicherung.
Barenberg, Jasper | 11. Oktober 2023, 06:50 Uhr

DISKUSSION 25.10.2023 / https://www.deutschlandfunk.de/israels-antwort-auf-den-hamas-terror-wie-geht-es-weiter-in-nahost-dlf-4c146a2f-100.html
Israels Antwort auf den Hamas-Terror
Über den Krieg zwischen Israel und Hamas diskutieren die Journalistin Kristin Helberg, der Historiker Moshe Zimmermann, Riad Othman von der Hilfsorganisation medico international und Moritz Golombek, Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.

INTERVIEW am 01.12.2023 / https://www.deutschlandfunk.de/interview-mit-prof-moshe-zimmermann-historiker-dlf-ee281791-100.html
Moshe Zimmermann „Man muss eine Perspektive schaffen für die Palästinenser“
Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ist vorbei. Die Kämpfe gehen weiter. Man bekomme die Hamas nicht klein, in dem man Gaza beschiesse, sagt Historiker Moshe Zimmermann. Es könne sich nur etwas ändern, wenn es eine Alternative gebe. Meurer, Friedbert | 01. Dezember 2023, 12:15 Uhr

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