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Jahresempfang der Landeskirche - Ehrung ehrenamtlichen Engagements

Unser Vorsitzender Andreas Kraus durfte unsere Arbeit vorstellen

Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, Dr. Karl-Hinrich Manzke, hatte auch in diesem Jahr wieder zum Jahresempfang eingeladen.

Die Bückeburger Kirche war gut besucht. Viele Menschen waren gekommen und verfolgten das Thema in diesem Jahr: Bildung und Ehrung von Engagement im Bildungsbereich.

Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fördervereins wurden im Rahmen des Empfangs geehrt. Andreas Kraus konnte vor dem großen Publikum und der Kultusministerin unsere Arbeit vorstellen.

In seiner Einladung schrieb Landesbischof Manzke:

Der diesjährige Jahresempfang ... ist dem Thema Bildung gewidmet. Die Kultusministerin wird kommen. Wir wollen, wie beim Jahresempfang üblich, Menschen ehren, die insbesondere ehrenamtlich unterwegs sind, um im Bereich Bildung, Informationen dazu beizutragen, dass wir eine offene, nach Gerechtigkeit suchende Gesellschaft sind. Gerne würden wir auch Sie, Ihr Engagement im Bereich der Bildungsarbeit — insbesondere im Zusammenhang mit der Alten Synagoge — in den Blick rücken.

Mit folgenden Worten stellte unser Vorsitzender die Arbeit des Fördervereins vor.

Sehr geehrte Gäste, sehr geehrte Frau Kultusministerin Hamburg, lieber Herr Dr. Manzke,

vielen Dank für die Einladung, hier beim Jahresempfang kurz die Bildungsarbeit der ehemaligen Synagoge in Stadthagen vorstellen zu dürfen. Ihr Vorgänger im Kultusministerium, Herr Tonne, hat im November 2021 die Synagoge als „Ausgezeichneten Ort der Demokratiebildung“ prämiert. Damit ist ziemlich genau bezeichnet, worum es uns geht. Denn Demokratie und Rechtsstaat sind die einzigen Garanten der Geltung von Menschenrechten für alle, die auf der Basis der Menschenwürde sowie der Freiheit und der Gleichheit aller Menschen konzipiert wurden.

Thema unseres Ortes Synagoge sind Menschenrechtsverletzungen und Morde in einem bisher menschheitsgeschichtlich nicht erreichten Ausmaß: Die jüdischen Bürgerinnen und Bürger, also unsere Nachbarn, wurden unter großer Zustimmung und Begeisterung der Schaumburger Bevölkerung in den Jahren 1933 bis 1945 durch eine terroristische Politik all ihrer Rechte beraubt und zur Emigration gezwungen; diejenigen, die es nicht rechtzeitig schafften, etwa die Hälfte, wurden ab 1941 in die Ghettos sowie Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert und dort ermordet. Nur wenige überlebten. Sie waren die größte Gruppe, die dem Wahn der deutschen Herrenmenschen zum Opfer fielen; zahlreiche andere, wie die psychisch kranken Menschen, Behinderte, Homosexuelle, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, politische Gegner erlitten ähnliche Schicksale. Also, unser Verein kümmert sich um die Entrechteten und Ermordeten in Schaumburg und versucht, ihr Schicksal in Erinnerung zu halten.
Aber es geht auch um die Täter, die Mitläufer und die Gleichgültigen: Was waren die Umstände und ihre Motive, die aus relativ normalen Bürgern innerhalb kurzer Zeit ein mordlustiges Gesindel – heute würde man sagen: Wutbürger – machten?
Das war auch die Frage, die Dietrich Bonhoeffer bewegte, einen protestantischen Theologen, der zur Bekennenden Kirche und damit zur kleinen Minderheit der widerständigen Theologen gehörte. Allerdings wanderte er für seinen Widerstand in das KZ-Flossenbürg und musste dort mit seiner Ermordung dafür bezahlen.

In seiner Haft hat er darüber nachgedacht, wie sich das vermeintliche Land der Dichter und Denker innerhalb kürzester Zeit in eine brutale Bande von Hetzern, Mitläufern, Feiglingen und Ideologen verwandeln konnte. Nicht Hass und Bosheit waren es, so diagnostizierte er, sondern Dummheit. Und Dummheit ist für ihn weit gefährlicher als Bosheit. Der dumme Mensch denkt nicht nach, entwickelt keine Empathie für andere, reduziert komplexe gesellschaftliche Realitäten auf einfache Welterklärungen bis hin zu Verschwörungstheorien, sieht sich selbst als den Nabel der Welt und huldigt gern dem vermeintlichen Idol des starken Mannes und der damit verknüpften Macht. Er ist von sich selbst überzeugt und kennt keinen Zweifel. Dabei liegt kein Mangel an Intelligenz vor; wir wissen es aus der NS-Zeit, die maßgeblich von Juristen, Ärzten, Gymnasiallehrern und Pfarrern mitgetragen wurde. „Normalungetüme“ nannte Adorno diesen Menschentypus.

Die Dummheit wird wieder salonfähig; in Gestalt des Rechtspopulismus erobert sie gerade große Teile der Welt. Auch hier bei uns breitet sie sich aus. Gerhart Baum, der ehemalige Bundesinnenminister der FDP, sieht im Erstarken einer rechtspopulistischen, nationalistischen, demokratie- und europafeindlichen Partei die größte Gefährdung für die Demokratie in der Bundesrepublik seit 1945 – womit er vermutlich Recht hat.

Wir versuchen in der Synagoge, mit einer menschenfreundlichen Bildungsarbeit den Wert der Demokratie erfahrbar zu machen, indem wir an die Verbrechen der Menschenfeinde erinnern: durch Ausstellungen, Workshops, Schreibwettbewerbe, Lesungen, Studienfahrten u.v.a.m. Wir möchten Sie einladen, uns durch Ihre Mitgliedschaft im Verein und Ihre Mitarbeit zu unterstützen. Draußen finden Sie nachher einen Tisch, an dem Sie mit uns ins Gespräch kommen können.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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