Kolonialismus - Gewalt - Migration - und die deutsche Geschichte: Eine Tagung der Ev. Akademie Loccum greift das Thema auf
Unter dem etwas sperrigen Titel "Historisch-politische Orientierung in der Migrationsgesellschaft - Perspektiven für eine diversitätsorientierte Erinnerungskultur" greift die Akademie Loccum die Frage nach dem Zusammenhang von Erfahrungen aus der Migration und der Auseinandersetzung mit Kolonialismus, Gewalt, Rassismus und historischen Erfahrungen - gerade auch aus der deutschen Vergangenheit - und einer lebendigen Erinnerungskultur auf.
Historisch-politische Orientierung in der Migrationsgesellschaft - Perspektiven für eine diversitätsorientierte Erinnerungskultur Eine Tagung der Evangelischen Akademie Loccum in Kooperation mit dem Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung
Vom 20.08.2025 - 22.08.2025 in Loccum
Weitere Informationen zum Tagungsprogramm und zur Anmeldung auf der website der Ev. Akademie Loccum: https://www.loccum.de/tagungen/2549/
Auf der website beschreibt die Akademie das Thema in folgender Weise:
In einer vielfältigen Gesellschaft, geprägt von Migration, ist es eine Herausforderung, historische Ereignisse, Gewalt und Unrecht aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Die Aufklärung über Unterdrückung und Terror in der deutschen Vergangenheit wird durch revisionistische Rhetorik geschwächt. Rassismus und Antisemitismus nehmen zu, das Wissen der jüngeren Generation schwindet. Wie kann eine inklusive Erinnerungskultur das Geschichtsverständnis fördern, Diskriminierung abbauen und die Demokratie stärken?
Im Koalitionsvertrag der niedersächsischen Landesregierung 2022-2027 ist die Aufarbeitung des kolonialen Erbes als Aufgabe für Forschung und Bildungsarbeit benannt. Ziel ist die Erweiterung der Erinnerungs- und Bildungspolitik in multiperspektivischer und diversifizierender Perspektive, um die Auseinandersetzung mit zurückliegendem Unrecht und immer noch wirksamen Strukturen von Diskriminierung zu fördern. Praktiken der Erinnerungskultur und Konzepte der historischen und politischen Bildung sollen rassismus- und kolonialisierungskritisch überarbeitet und erweitert werden.
Diese Forderung fällt in eine Zeit, in der es ohnehin naheliegt, Erinnerungsarbeit zu reflektieren. Die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationsbezug und sehr unterschiedlichen Herkünften wächst und damit die Herausforderung, Zugänge zu historischen Ereignissen und Aufarbeitung von Gewalt und Unrecht nicht nur aus einer Mehrheitsperspektive zu gestalten. Aber auch die vermeintlich gesicherte Aufklärung über die deutsche Vergangenheit bröckelt. Sie wird durch aktive revisionistische Geschichtsrhetorik geschwächt, Rassismus und Antisemitismus nehmen zu, das historische Wissen der jüngeren Generation schwindet nachweislich. Es genügt also nicht, neben eine bewährte Erinnerungsinfrastruktur einen neuen Schwerpunkt Kolonialismuskritik zu setzen. Angesichts der politischen Pluralisierung (und Polarisierung) der Gesellschaft und der Diversität der Milieus und Herkünfte stellt sich die Frage, wie Erinnerungskultur und -politik so beschaffen sein sollte, dass Verständnis füreinander wächst, Rassismen und Diskriminierung abgebaut werden und Demokratie stabilisiert wird.