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Marina Jalowaja wird mit dem Blickwechsel-Preis geehrt

Unser Vorstandsmitglied Marina Jalowaja erhielt für ihr Engagement den Blickwechsel-Preis. Wir gratulieren ihr sehr herzlich und freuen uns über diese Würdigung ihrer Arbeit.

Im Folgenden geben wir den sehr informativen Bericht der SCHAUMBURGER NACHRICHTEN vom 01.09.2021 hier wieder.

Schaumburger Nachrichten, 01.09.2021

„Ich fühle mich ausgezeichnet” Marina Jalowaja in der St.-Martini-Kirche mit dem Blickwechsel-Preis geehrt

VON VOLKMAR HEUER STRATHMANN

STADTHAGEN. Dankbar, demütig und überglücklich hat Marina Jalowaja, die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde im Landkreis Schaumburg, aus den Händen von Karin Haufler-Musiol den Blickwechsel-Preis 2021 entgegengenommen. Die Vorsitzende des in Hannover angesiedelten Vereins „Begegnung - Christen und Juden" schmückte die 1958 in der Ukraine geborene Jüdin unter dem Applaus zahlreicher Gäste mit einer künstlerisch gestalteten Ehrennadel. Mit dem Symbol des Granatapfels geht die Hoffnung einher, die Begegnung der Religionen möge Früchte tragen und kräftigend wirken. Der Preis wird seit 2007 verliehen. Als Gastgeber hatte die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe in die St.-Martini-Kirche in Stadthagen eingeladen. Die Organisation lag in den Händen des theologischen Referenten Lutz Gräber. Moderiert wurde die Veranstaltung von Ursula Rudnick als Vertreterin der Stifter. Außer zahlreichen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde, des Fördervereins ehemalige Synagoge Stadthagen und der gastgebenden Kirche waren auch einige Personen anderer Religionszugehörigkeit der Einladung gefolgt. Mit ihren musikalischen Beiträgen sorgte das Nusbaum-Quartett aus Hannover für eine anrührende Stimmung.

Zur Einführung sprach Ursula Rudnick von den schweren christlichen Erblasten des Antijudaismus und des Antisemitismus. Ihre Überwindung durch die Begegnung von Juden und Christen gehört zu den Zielen des Vereins. Der Blickwechsel-Preis würdigt das Wirken einzelner Personen in diesem Geiste. Der von Interesse und Wertschätzung geprägte Blick beschränkt sich dabei nicht auf die beiden Religionen. Es gehe um jeden einzelnen Menschen als Geschöpf Gottes. Also eigentlich um nicht weniger als die Menschheit.

Bischof Karl-Hinrich Manzke gab in seiner Laudatio auf Marina Jalowaja zwar auch einen knappen Hinweis auf „die Katastrophe des Holocaust", wie er sich ausdrückte, in den Vordergrund rückte er jedoch das Wiederaufblühen jüdischen Lebens in Deutschland nach dem „Zivilisationsbruch der Schoa".

Der Geehrten, die seit 1995 in Deutschland lebt und sich mit ihrer Familie für ein Leben im Schaumburger Land entschied, bescheinigte der Bischof größte Verdienste, die über den Kirchenkreis und den Landkreis weit hinaus strahlten. Mit sehr persönlichen Worten voller Dank und Bewunderung würdigte Manzke das Wirken Marina Jalowajas im Geiste der interreligiösen Begegnung und betonte: „Sie hat für jüdisches Leben in Schaumburg Wurzeln gelegt."

Dieter Drewes (CDU) erinnerte in einem Grußwort in seiner Funktion als stellvertretender Landrat daran, dass sich der Landkreis Schaumburg als politisches Gemeinwesen dankbar und glücklich schätzen könne, wenn ein Mensch wie Marina Jalowaja hier das Zuhause hat. Verse voller Ermutigung und Lebensbejahung gab Drewes der Verehrten mit auf den Weg.

In ihrer Dankesrede betonte Marina Jalowaja, welche Kraft sie selbst - neben dem vielfältigen jüdischen Gemeindeleben - aus der Mitwirkung in der Initiative „Bad Nenndorf ist bunt" habe schöpfen können. Damit machte sie auch deutlich, dass ihr Engagement natürlich nicht ohne die Anfeindungen begriffen werden kann, etwa durch den erstarkten Antisemitismus oder allgemeine Fremdenfeindlichkeit. Kraft gebe ihr selbst die Zusammenarbeit mit Menschen wie Michael Fürst, der als Vorsitzender des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen an der Preisverleihung teilnahm und in Stadthagen mit herzlichem Applaus begrüßt wurde.

Manzke hatte hervorgehoben, mit wie viel Fleiß sich die Geehrte seinerzeit um das Erlernen der deutschen Sprache gekümmert habe. In der St.Martini-Kirche glänzte Jalowaja als Rednerin nicht nur durch das Wortspiel: „Ich fühle mich ausgezeichnet." Betonung macht Sinn. Den vielen Mitstreitern in Stadt und Land gelte die Ehrung gleichermaßen, sagte die strahlende Preisträgerin und forderte dazu auf, sich weiterhin für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen. Ihr Herzenswunsch fand viel Beifall unter den Versammelten: „Ohne Angst verschieden sein können."

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