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Szenische Lesung „Vergesst uns nicht … haben euch nötig“

am 9.11.2021 - IGS Obernkirchen

Am 9. November 2021 haben Schülerinnen und Schüler der IGS Obernkirchen Briefe der Familie Lion aus Obernkirchen mit ihren geflohenen Verwandten in Neuseeland gelesen und einfühlsam inszeniert.

Am 9. November wird in Deutschland der brennenden Synagogen, zerstörten Geschäfte, Wohnungen und Leben erinnert. Mitte November 1938 wurden zahlreiche Gewaltmaßnahmen vom NS-Regime organisiert, Menschen ermordet oder in den Tod getrieben sowie in die ersten Konzentrationslager verschleppt. Die so genannten Novemberpogrome markieren den Beginn der systematischen Vertreibung und Ermordung der deutschen Juden. Seit 1933 erfuhren die jüdischen Mitbürger Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt - spätestens nach den Gewaltexzessen Ende 1938, wurde den hier ansässigen Jüdinnen und Juden das Erfordernis von Flucht aus ihrer Heimat schmerzlich bewusst. Für viele kam diese Entscheidung zu spät, vielen fehlten die Mittel und Kontakte um sich in Sicherheit zu bringen. Familien wurden getrennt, noch bevor sie selektiert wurden.

So auch die Familie Lion aus Obernkirchen: Dem angesehenen Kaufhausbesitzer Leopold Lion gelang die Flucht samt Frau Karoline und den erwachsenen Kindern Ernst und Ursula nach Neuseeland. Leopold wurde nach der Reichspogromnacht ins KZ Buchenwald deportiert und nach seiner Rückkehr hatte er keine Zweifel mehr, was ihm drohe, würde die Familie in Deutschland bleiben. Seine Mutter, Geschwister, deren Kinder und Freunde blieben zurück. Aus dem Exil schrieben sie sich Telegramme, 25 Worte für eine Nachricht, die es zu verschlüsseln galt damit sie überhaupt ihr Ziel an der NS-Zensur vorbei erreichte. Diese Telegramme sind eine besondere Quelle, ein Familienschatz der Überlebenden Familie Lion aus Neuseeland. Leopolds Enkel, Michael Alford, steht in Kontakt mit der Stolperstein-Initiative in Obernkirchen (https://www.stolpersteine-obernkirchen.de). Dank der akribischen Aufarbeitung der Schicksale der Obernkirchner Juden und der Möglichkeit, mit den Quellen arbeiten zu können, entstand eine szenische Lesung, die die Geschichte dieser Familie in Erinnerung ruft.

Dieser Aufgabe hat sich Lena Sebening angenommen, Mitglied des Fördervereins ehemalige Synagoge Stadthagen, und die Telegramme in ein Format übertragen, das es Schülerinnen und Schülern erlaubt auch unter Corona-Bedingungen auf einer Bühne zu stehen und die Worte der Familie zum Leben zu erwecken. Trotz aller Pandemie-bedingten Herausforderungen, fanden sich sieben engagierte Neuntklässler der IGS Obernkirchen, die sich mit der Geschichte der Lions beschäftigen und ihren Mitschülern vorführen wollen. Dank der hartnäckigen Arbeit und Planung des Lehrers Friedrich-Wilhelm Giese, konnten am 9. November 2021 die Schülerinnen und Schüler die szenische Lesung im Foyer der IGS aufführen. Sie schlüpften in die Rollen der Familie Lion in Neuseeland und Obernkirchen und trugen die Worte sehr einfühlsam und angemessen vor. Die szenische Lesung war ein großer Erfolg und wird sicher auch den Jugendlichen in Erinnerung bleiben. Schulleiterin Dörthe Korn, Lehrer Friedrich-Wilhelm Giese und Geschichtsdidaktikerin Lena Sebening sind sich einig: die IGS Obernkirchen will sich nun jährlich der Erinnerung der Obernkirchner Familie Lion widmen!

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