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Theaterprojekt nimmt Fahrt auf

Gemeinsames Theaterprojekt von Ratsgymnasium und polnischer Partnerschule nimmt weiter Formen an

Mit dem Beginn des neuen Schuljahres verknüpft man in Slupca am Lyceum und in Stadthagen am Ratgsgymnasium die Hoffnung, mit einem neuen gemeinsamen Theaterprojekt zu starten. Zur Einstimmung auf die Arbeit in Polen an dem Stück „Przystanek lzbica - Haltestelle lzbica‟ trafen sich Ewa Bacia und Volkmar Heuer-Strathmann im Regionalmuseum in Slupca mit der Leiterin Beata Czerniak und der Theaterpädagogin Marzena Wojtkowiak.

Das Museum präsentiert eine Ausstellung, die das Schicksal des jüdischen Mädchens Danka Rozenthal dokumentiert. Außer Fotos und amtlichen Dokumenten werden Briefe gezeigt, die an die Freundin Grazyna Harmacinska gerichtet sind. Czerniak war mit der Malerin Harmacinska eng befreundet. Tagebuchnotizen aus deren Feder gehören auch zur Ausstellung. Im Mittelpunkt einzelner Szenen stehen die Deportation aus Slupca und der Weg bis ins Transit-KZ lzbica.

Die durch Briefe und Berichte dokumentierte Freundschaft zwischen Danka, dem jüdischen Mädchen und Grazyna, der christlichen Freundin, bildet die Grundlage für das erarbeitete Theaterstück.

Einen aktuellen politischen Rahmen enthält die historisch verbürgte Handlung durch den Auftritt eines polnischen Identitären. Der Jugendliche beharrt auf seiner Sicht der deutschen Besatzungszeit ab September 1939, den Holocaust hält er für total überbewertet, polnische Scham sei vollkommen unangebracht.

Für Czerniak, so die Autoren, war es eine ganz wesentliche Frage, ob angesichts der nächtlichen Deportation von mehr als 1000 Juden seitens der anderen Einwohner Slupcas schon an das Schlimmste gedacht werden musste, also an die Vernichtung. Sie äußert Zweifel. Damit berührt die Historikerin eine Kontroverse, die auch im Stück Thema ist.

Das Projekt, das zur Bildungsarbeit in der ehemaligen Synagoge in Stadthagen gehört, wird von der Niedersächsischen Gedenkstättenstiftung und der Klosterkammer Hannover finanziell unterstützt.

Im Gespräch ging es auch um organisatorische Fragen, etwa den Zeitpunkt des Besuchs der Schüler des RGS, die im Rahmen der Schulpartnerschaft an der Inszenierung mitwirken. Sie haben keine einfache Aufgabe, denn es bleibt ihnen überlassen, die deutschen Passagen zu gestalten, etwa den Rap „Deutscher Gruß – die Hölle lässt grüßen!‟ aus der Feder von Heuer-Strathmann. Dietmar Post und Henry Brandtstetter, früher als Lehrer und Schüler am RGS, haben in Trossingen neben anderen Titeln eine Aufnahme gestaltet, die Rausch und Hetze auf Massenversammlungen aufgreift und mit modernen elektronischen Mitteln so zersetzt, dass das Grauen spürbar wird.

Das Stück liegt durch die Mitwirkung und Übersetzung der gebürtigen Polin Ewa Bacia, die mit doppelter Staatsbürgerschaft in Bückeburg lebt, in beiden Sprachen vor. Am RGS soll 2022 unter der Leitung von Christiane Scheeren auf Deutsch gespielt werden, dann unter Beteiligung polnischer Gäste. Am 9. November 2021, so der Plan von Andreas Kraus, wird es in der Synagoge bereits Auszüge aus dem Werk geben, auch die Höllenmusik.

Siehe hierzu auch der Bericht in den SCHAUMBURGER NACHRICHTEN vom 28.08.2021:

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