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TISCHE DER ZEIT - Texte und Bilder aus der Ausstellung

Zur Vernissage gehörten verschiedene Texte die Schülerinnen und Schüler vortrugen. Diese Texte und einige Bilder haben wir hier dokumentiert.

Gisela Gührs - Statement

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Tische der Zeit - Gisela Gührs

Alte Synagoge Stadthagen 27. Januar bis 11. Februar 2024

Statement

Ich wurde als Kriegskind geboren.

Mein Vater ist nicht aus dem Krieg zurückgekehrt, (vermisst, später für tot erklärt).

Ich bin aufgewachsen mit der Trauer und dem Leid meiner Mutter um den Verlust ihres Mannes.

Im Jugendalter kam mir das „Tagebuch der Anne Frank" in die Hand. Ich habe es verschlungen und hielt die Ereignisse für unfassbar. Von der Zeit an besorgte ich mir weitere Literatur von Überlebenden des Holocaust und der deutschen Geschichte.

Von da an begleitete mich das Gefühl der „Deutschen Schuld".

Nach dem Lehramtsstudium (Hauptfach Kunst, Deutsch und Religion) suchte ich nach Möglichkeiten der künstlerischen Darstellung meiner Gefühls- und Lebenswelt.

Erste Kunstobjekte (und spätere Installationen) thematisierten die soziale Ungerechtigkeit und die Bewältigung meines als Nachkriegskind geprägten Lebens. Meine Kataloge geben einen Einblick in meine künstlerische Umsetzung.

Meine wichtigste Installation zum Holocaust sind die
„Tische der Zeit".

Es stellte sich mir die Frage, welche Form ich finden könnte, den Mord an mehreren Millionen von Juden und das Gedenken daran mit meinen Mitteln der Kunst darzustellen. Ich habe mich entschieden, eine Art würdige Andachtsstätte zu bauen, einen Tisch, der als Opfertisch oder Altar verstanden werden kann.

Trockene Hölzer liegen knochengleich auf den Tischen, sanftes, scheinbar glimmendes Licht lässt Schatten erscheinen und erfüllt den Raum in einen Andachtsraum.

Mein Mann, Andreas Hoppe, komponierte eine elektronische Musik zu meiner Installation, in die er das Gedicht „Die Krüge" von Paul Celan einbaute.

Der Text lautet:

An den langen Tischen der Zeit
zechen die Krüge Gottes.
Sie trinken die Augen der Sehenden leer
und die Augen der Blinden,
die Herzen der waltenden Schatten,
die hohle Wange des Abends.
Sie sind die gewaltigsten Zecher:
sie führen das Leere zum Munde wie das Volle
und schäumen nicht über wie du oder ich.

Aus der ersten Zeile dieses Gedichtes ist auch der Titel meiner Arbeit „Tische der Zeit" abgeleitet.

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Erinnerung an Auschwitz

Kunst als Hoffnung in der Dunkelheit von Auschwitz

Die Vernichtung und Grausamkeiten von Auschwitz sind allgemein bekannt, jedoch strahlte sogar inmitten dieser Dunkelheit ein Funken Menschlichkeit durch die von Häftlingen geschaffene Kunst. Die Kunstwerke, die trotz Schmerz und Verzweiflung entstanden sind, boten den Gefangenen und Gedemütigten einen Zufluchtsort. In den Künstlern von Auschwitz fanden die Menschen nicht nur eine Möglichkeit, ihren Schmerz auszudrücken, sondern auch eine Möglichkeit, ihre Würde und Identität zu bewahren. Die Kunstwerke dienten als stumme Zeugen der menschlichen Seele und zeigten die Fähigkeit der Kreativität, auch in den dunkelsten Zeiten zu leuchten. Unsere Fotocollagen erinnern an diese kraftvolle Ausdrucksform. Zu sehen sind Fotografien und Skulpturen, die in geheimen Ateliers und ruhigen Ecken des Lagers entstanden sind. Inmitten von Hass und Gewalt diente die Kunst als Flucht vor der Realität, als Ort, an dem die Seele atmen konnte. Die Präsentation dieser Kunstwerke erinnert nicht nur an die Verbrechen von Auschwitz, sondern auch an die erstaunliche Fähigkeit der Menschheit, trotz allem Schrecken Schönheit und Hoffnung zu erschaffen. Lassen Sie uns diese Errungenschaften würdigen und die Erinnerungen der Überlebenden und derjenigen, die ihr Leben verloren haben, im Gedächtnis behalten.

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Noch nie

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Noch nie war meinem Verstand es so bewusst,
Wie die SS-Soldaten den Leuten beraubten die Lebenslust.
Die ganzen Qualen der Opfer – kaum vorstellbar,
In den KZ ihr Leben: ständig in Gefahr.

In den dunklen Nächten macht der Kopf noch Radau.
Die Kindheit genommen den kleinen Nachkommen,
Sowohl im Stammlager als auch in Birkenau.
Tage lang nach der Führung noch in Gedanken geschwommen.

Doch jetzt habe ich es endlich verstanden,
Niemals vergessen die Ereignisse, die stattfanden.
Niemals mehr kleine Späße über diese höllische Zeit,
Nur noch Mitgefühl hab ich für die Opfer bereit.

Es darf nicht vergessen werden, was alles geschah.
Irgendwann ist es auch weg, das ganze abgeschnittene Haar.
Deshalb müssen wir an die Opfer gedenken
Und ihnen damit im Geiste ein weiteres Leben schenken.

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Die Spuren des Leidens

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Die Spuren des Leidens
Nun wandeln wir durch diesen Ort,
Wo Leid und Kummer kein Ende nah’m,
Wo Leute keinen Ausweg sahn,
Für diesen Schmerz gibt es kein Wort.

Jede Stelle hier und da,
Lagen Menschen, die es traf.
Es ist, als wandle man durch ein Grab,
Wo alles voll mit unschuldigen Menschen war.

Für nichts sind sie gestorben,
Für nichts wurde ihr Leben verdorben.
Unvorstellbar ist dieses Leid,
Was hier immer noch durch die Gänge schreit.

Wie kann ein Mensch sowas vollziehen?
Ohne jeden Wunsch nach Frieden?
War es das wirklich wert?
Das Leid, der Kummer, der Tod und der Schmerz…

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In Zeiten Frieden

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In Zeiten Frieden, die Welt so still,
Wo Mensch und Natur in Einklang verweilen.
Doch Kriege entfachen das tosende Leid,
Zerstören das Glück und die Freiheit der Zeit.

Soldaten ziehen aus, mit Herzen voll Mut,
Doch Tränen und Leid werden zu ihrem Gut
Doch Hoffnung besteht, dass wir eines Tages sehen,
Die Fahne des Friedens wieder wehen.

Lasst uns streben nach Liebe und Ruh,
Denn Frieden ist kostbar, das wissen wir nun.
Kriege mögen vergehen, Frieden bleibt besteh’n,
Lassen wir diese Botschaft als Wahrheit erheb’n.

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So viel Geschichte

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So viel Geschichte, nah beieinander – Erinnerung an den Besuch des jüdischen Viertel und des Geländes des ehemaligen KZ in Plaszow, Krakau

Schmerz und Trauer,
Die Geschichte lag dort auf der Lauer.
Kaum sahst du ihr ins Gesicht,
Bekamst du gleich eine ganz neue Sicht.

Von den Gruben bis zu den Feldern,
Auch auf dem Weg zwischen den kleinen Wäldern,
Von diesem KZ blieb letzten Endes nichts.
Bei einem Blick in die Ferne siehst du jedoch
Einem schrecklichen Teil der deutschen Geschichte ins Gesicht.

Die Häuser alt und menschenleer,
Dort gab es damals noch viel mehr.
Verjagt wurden sie aus ihrem eigenen Heim,
Das kann doch gar nicht sein.
Nicht mehr lang bis zu ihrem Tod,
Erkrankten, hungerten und waren in Not.
Keiner half ihnen, aber wieso.
Ihr Bild damals, war anders:
Sie waren von vielen gehasst,
Das war damals leider so.

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Leid

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So viele Eindrücke,
Doch so viel Trauer und Leid.
Zwischen Tränen und Erinnerung
Spürt man das unvorstellbare Verbrechen:
Tod, Gewalt und unmenschliche Verhältnisse,
Das ist der Alltag der Menschen.

Vertrauen, wer ist da?
Wer?
Keiner kann sie retten.
Keiner!

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Ein Jahr später

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Von: Finnja Kneiphoff

Ein weit‘res Jahr zog rasch herauf
Wird eins mit Zeit in ihrem Lauf
Vielleicht wird man es nie verstehn‘
Was ist geschehn’, was ward gesehn‘.

Auch in der Nächte klarer Traum
Gebührt all dem im Geiste Raum
An all das Leid und tote Glieder
Auf Herz und Geist kehrt all das wieder.

An einem Ort, wo der Tod regierte
Kein Menschenrecht wen groß tangierte
Wo jeder Seele Lebenshauch
Wurde zu Staub und wurde zu Rauch
Der Himmel ward vor Asche grau
Damals in Auschwitz – Birkenau.

Viele Jahr nach all dem Hassen
Liegt der Ort brach, liegt wie verlassen
Und kaum ein Mensch kann dieses fassen,
Wie hat man das geschehen lassen?

Sind auch alle Zeuhgen fort,
Erinnerungen mahnen diesen Ort
Niemals darf man vergessen:
Ganz gleich, wie viel Zeit auch verrinnt,
Dass Menschenrechte ewig sind.

Vergangenheit ist nun geschehn‘
Zeit lässt sich nimmer rückwärtsdrehn‘
All das ist und bleibt erlebt,
Entscheidend ist, wie’s weitergeht.

Gewiss ist, im besten Falle
Stehen wir wie heute hier, Alle
Und zeugen davon wie ein Ort der Execution
Gebahr uns durch Spuren Inspiration
Und sind der Erinnerung dienlich in Funktion

So ist uns mehr als jemals klar,
Was jedem offensichtlich war
Denn angesichts aller Gefechte
Ewig soll’n sein Menschenrechte

Kostbar ist das Leben
Von dir und mir,
Für alle und jeden.

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Vergänglichkeit des Lebens

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Die Vergänglichkeit des Lebens wird einem immer wieder bewusst, wenn man sich mit
dem Thema Holocaust befasst. Hinter den ganzen Zahlen und Fakten vergisst man
jedoch immer wieder welche Masse es doch war, die verstorben ist und welche
Gesichter sich hinter den großen Opferzahlen verbergen. Ja, man kennt die bekannten
Namen und Gesichter der Tragödie, doch die Individuen, von denen heute niemand
weder Gesicht noch Namen kennt, geraten in Vergessenheit. Um eine grobe
Vorstellung zu vermitteln: Nehme man als Durchschnittssumme 50.000 Personen pro
Fußballstadion, entspricht die Zahl der Opfer der Schoah 120 Fußballstadien. Können
Sie jedoch das Gesicht beschreiben, ohne zu gucken, von der fremden Person, die
neben Ihnen steht? Lasst uns die Vergänglichkeit des Lebens bewusst sein und die
Vergänglichkeit des “Seins” entgegen treten. Semper Memento

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